Review Dance

Mark Fell/Miles/Some Truths/Joane Skyler

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Travel by Goods • 2014

Die Arbeiten des Hamburgers Thomas Baldischwyler, die sich Aspekten der Ravekultur in Form von Gesamtkunstwerken zwischen Schallplatte, Buch und Ausstellung annehmen, erscheinen meist auf Sozialistischer Plattenbau oder als One-Offs (und immer wieder unter den Namen Handbag/Abba oder Acidboychair). Sie haben aber inzwischen auch auf seinem eigenen Label Travel by Goods in Form des fiktiven »Arthur Boto Conley’s Music Workshop« eine dedizierte Homebase gefunden. Oft handelt es sich bei diesen um kleine Referenzmonster voller spielerischer kunstgeschichtlicher und kulturgeschichtlicher Querbezüge, deren Aufschlüsselung noch beschäftigt, lange nachdem auf dem Floor schon wieder das Licht angegangen ist. Das jüngste Werk, ein Doppelalbum mit vier jeweils zwölf Minuten langen Livesets, ist anders: Es bildet den Schlusspunkt eines klaren und geradlinigen Konzepts um die Aktualität von elektronischem Live-Auftritt und Live-Erlebnis, das in Form von beigelegtem und im Netz verlinktem Interview-Material mit den eingeladenen Acts und Baldischwyler selbst ausführlich behandelt wird. Die Livesets fanden statt zur Finissage einer letztjährigen Installation in Basel, die nichts anderes darstellte als das raumgewordene Vorspiel der Auftritte, und deren Titel »Hot Knobbing« mit ihrem Bezug auf gefakten Live-Aktionismus provokant am Authentizitätsversprechen rührte. Klar, dass hier Mark Fell nicht fehlen darf, der seine live-kritische Position schon des öfteren ausformuliert hat, und dessen fiebriges, MAX-basiertes Set den vordergründig mitreißendsten, aber auch aufgrund der Nähe zu seinem »Periodic orbits…«-Album vorhersehbarsten Beitrag liefert. Davor stürzt sich der Londoner Joane Skyler mit Manipulationen von Kassettenbändern in einen unauslotbaren, dunklen Strudel elektronischer Klang- und Beatfragmente, es folgt modularsynthetisches Dub-Navigieren von Bass Clefs Seitenprojekt Some Truths, erst Miles »Demdike« Whittaker beendet das Rumstehen, indem er in seinem verspukten Instrumentenwald plötzlich rhythmisches Feuer legt. Vier musikalisch und technisch ganz unterschiedliche Ansätze in greifbar räumlicher Aufnahme, deren Verpackung man wie immer ungern aus der Hand legt.

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