Review

Matt Karmil

IDLE033

Idle Hands • 2016

»Feelings Drives Loops Hearts«, das Eröffnungsstück, deutet bereits an, in welche Richtung Matt Karmil hier gehen könnte: In so ziemlich jede Richtung! Von dem pfiffigen House, den Matt Karmil in den letzten Jahren auf Labels wie PNN, Studio Barnhus, Beats In Space und auch mit seiner EP »Play It Do It Say It« auf Idle Hands präsentiert hat, sind nur noch Erinnerungsfetzen übriggeblieben. Und »Feelings Drives Loops Hearts« treibt – zugegeben – die Programmatik auf die Spitze. Schon im Titel. Die restlichen 12 Stücke sind allesamt mit einem Wort benannt. Dieses erste Stück bekommt 4 Wörter zugeschrieben und das darf so auch als die Zusammenführung der Tracks »Feelings«, »Drives«, »Loops«, »Hearts« gedeutet werden. Oder andersherum: »Didn’t Going So Over« hätte auch eine interessante 10-Minuten-Nummer sein können, ein Zusammenschnitt der Tracks »Didn’t«, »Going«, »So«, »Over«. Zum Beispiel. Ein anderes: »Wonder Skip Life«. Ich will sagen: Es wäre möglich gewesen. Und »IDLE033« handelt von Möglichkeiten. Die Stücke bieten Anschlussmöglichkeiten ohne Ende. In ihrer Unfertigkeit liegt das gesamte Potenzial. Der Moment als Blaupause. Das Vorübergehende als Kunstform. In der Funktionsweise einem Beattape im Hip Hop ähnlich. Mit »So« ist sogar ein dahingeschnippter Hip Hop-Beat zu hören. Es ist nicht der einzige bekiffte Moment hier (siehe: »Wonder«). Wahrscheinlich würde ich das Album als kleine Stilübung eines aufstrebenden Produzenten zur Seite legen, wenn »IDLE033« nicht sprachlich so aus einem Guss klingen würde. Denn bei all den Unterschieden (stilistisch, thematisch, auch mal qualitativ) legen sich die einzelnen Episoden wie Kreise sanft um einem inneren Kern. Will uns das auch das Artwork lehren?