Review Hip-Hop

MC Money & Gangsta Gold

Da Hard Ov Frayser

Now-Again • 1995

Dass die Mixtape-Szene im Memphis der 1990er Jahre den vielleicht größten Einfluss auf die Rap-Generationen der letzten zwei Jahrzehnte hatte, wurde erst kürzlich wieder mit Denzel Currys »King Of The Mischievous South Vol. II« bewiesen. Auch 2024 gilt: Memphis ist Mythos, Mord-Metropole und doch Sehnsuchtsort. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Sündenpfuhl im US-Bundesstaat Tennessee noch immer ein unerschöpfliches Hip Hop-Taschenuniversum zu sein scheint, in dem das nächste vergessene Rap-Juwel aus schaurigen Friedhofsgebären, Cowbell-Beats und Billigsynthesizern nur eine Kassettenlänge entfernt ist. Liebhaber-Rap für Rap-Liebhaber.

Auch MC Moneys und Gangsta Golds einziges Album »Da Hard Ov Frayser« von 1995 gehört zu diesen Legenden. Natürlich erschien es zunächst als Tape in bemerkenswert miserabler Homerecording-Qualität und avancierte zum Kultrelease. Natürlich geben sich die Rapper:innen aus dem Schoß von Frayser Click um DJ Sound vor Gruselpianos und synthetischen Drohkulissen betont unterkühlt und martialisch, und natürlich sind sie mit ihren Endlos-Loop-Flows zumindest stilistisch Paten für heutige Memphis-Botschafterinnen wie Glorilla oder Gloss Up. So weit, so gut, so gruselig. Die zwei Aspekte dieser halbstündigen Hood-Horrorshow, die »Da Hard Ov Frayser« aus heutiger Sicht tatsächlich zu einem erhaltenswerten Rap-Artefakt machen, sind zum einen die tatsächlich vorhandene musikalische Vielfalt, die der gerne übersehene DJ Sound hier in seine Okkultismus-Operetten schraubte, und zum anderen die absolute Selbstverständlichkeit, mit der Rap in Memphis schon in den Neunzigern paritätisch praktiziert wurde.