Review

Midnight

Into The Night

Drag City • 2015

Dieses relativ obskure Reissue von ca.1977 sollte aktuelle Retro-Bands von Wolfmother bis Temples, von Hookworms bis Foxygen gehörig aufhorchen lassen. An der Schwelle zu den 1980er Jahren, aus dem US-amerikanischen Mittelwesten exerzierten Midnight den damals noch immer großen Blues-/Hardrock zwischen Black Sabbath und Deep Purple bis ins kleinste Detail durch. Daneben sind auch Psychedelic und Southern Rock deutlich herauszuhören. Den damaligen Studiobedingungen geschuldet, erwachen – wohl unbeabsichtigt – ebenfalls Erinnerungen an 60ies-Garage. Heute würde man wohl einfach von »perfektem Vintage-Sound« sprechen… Davon abgesehen findet man auf »Into The Night« so typische Ingredienzien wie breitbeinige Gitarren-Riffs, eine sehr präsente Hammond-Orgel, jede Menge Drum-Fills und natürlich testosteron-geschwängertes Sologewichse. So offensiv rockistisch und dabei ohne den kleinsten Anflug von Ironie würde sich das heutzutage keiner der oben genannten Epigonen leisten (können). Und genau das ist auch das Erfrischende an »Into The Night«. Das Quartett aus dem Örtchen Olympia Fields bei Chicago haut einfach naiv und mit jugendlichem Elan ein paar Songs raus, die von Sound und irgendwie coolen Vorbildern zwar prinzipiell auch im Jahr 2015 funktionieren könnten, bei näherer Betrachtung doch eindeutig neben der Spur erscheinen. Somit ist Midnight wenn schon kein zeitloses, dann ein aus der Zeit gefallenes Album gelungen.