Review

MimiCof

Distant Symphony

Karlrecords • 2022

Den EMS Synthi 100 als wuchtiges Gerät zu bezeichnen, wäre die bloße Untertreibung: Der bahnbrechende Hybrid-Synthesizer nimmt gut und gerne eine ganze Wand ein. Kein Wunder, dass davon nur wenige Exemplare produziert wurden und die mittlerweile sehr gefragt sind. Die in Berlin ansässige Komponistin Midori Hirano reiste nach Serbien, um in den Studios für elektronische Musik des Radio Belgrads – dorthin also, wo der erste EMS Synthi 100 in Auftrag gegeben wurde – im Rahmen einer Residency die Möglichkeiten des Miteinanders von analoger und digitaler Klangsynthese zu erforschen. »Distant Symphony« heißt das Resultat, das sie als MimiCof veröffentlicht. Hirano schuf zuerst distinkte Klänge, die die besondere Ästhetik ihres Arbeitsgeräts repräsentieren sollten, und arrangierte sie in einem vermutlich sehr aufwendigen Prozess als drei Langkompositionen. Die leben von der Unentscheidbarkeit zwischen musikalischen und rein klanglichen Qualitäten einerseits und von den unterschwelligen Spannungsbögen andererseits: Während das erste Stück vor allem verschiedene Tonalitäten in den Vordergrund stellt, baut Hirano im zweiten schon eine Art von Post-Minimal-Puls mit den Mitteln pointillistischer Trance-Breakdowns und lässt das Album dann auf – tatsächlich – sinfonisch und doch aggressiv-ahnungsvoll anmutenden Sounds enden. Das alles soll in erster Linie die Möglichkeiten des benutzten Werkzeugs verdeutlichen, zeugt genauso aber vom kompositorischen Können seiner Nutzerin.