Review

Mono/Poly

Golden Skies

Brainfeeder • 2014

Ein Versprechen, wie es der Titel dieses Albums macht, wird so selten eingelöst, dass man ganz überrascht ist, wenn es tatsächlich geschieht. Die fast leer wirkende Formel »Golden Skies« entfaltet Mono/Poly in seiner Musik nämlich mit bildgewaltiger Kraft. Es wundert nicht, dass einige Jahre ins Land gehen mussten, bis Charles Dickerson aka Mono/Poly sein von Flying Lotus für dessen Brainfeeder-Imprint bestelltes Album (eine EP ging dort 2011 voraus) fertig hatte. Auf ihm malt er den Ausklang eines als wundersam perfekt erlebten Tages ins Ohr, mit Goldstaub, den er sich direkt vom Abendhimmel über der in den Pazifik zielenden Sonne von L.A. in die Tonspuren gezogen hat. Eines Tages, dessen Glück so unwirklich scheint, dass sich darüber Melancholie legt. Einem Himmel, bevölkert von kreisenden Arpeggien, über schimmerndem Glitzer, der neben gelegentlichen, entspannt die Füße an der Kaimauer baumeln lassenden Beats den Hiphop-Produzenten verrät, aber einen, der die erhabene, bittersüße Leichtigkeit eines Vangelis im Herzen trägt. Mendee Ichikawa steuert Vocals bei, Harfe (von Rebekah Raff) darf nicht fehlen, und im letzten Stück, am Ende dieses wunderbar von klingelndem Metall zu samtigem Nachtblau gleitenden Bogens, hilft uns der Soul von Labelkollege Thundercat (an dessen Album Dickerson mitarbeitete) endlich auf den Boden zurück. Aber nicht nur die Gäste sorgen dafür, dass das so runde Stimmungsbild von »Golden Skies« über die Dauer Profil behält. Es ist die Vielfalt der Einflüsse, die sich so harmonisch und unaufdringlich einfügen und deshalb am anderen Ende auch als abwegige Anklänge ans Licht treten dürfen: ans Tonkaskaden-Karussel von Philip Glass’ »Dances« (in »Light Age«), an Asmus Tietchens’ 80er-Pop (in »Euphoria«), an Gutevolks Ballettschule im Fall des Titelstück-Pianos (oder laut Info: Bach, Thelonious Monk und Wu Tang auf E – was auch hinkommt). Ist das wirklich derselbe Mono/Poly, der noch vor fünf Jahren den versammelten Rest einer Compilation von Mary-Anne Hobbs auf Planet µ auf einem futuristisch zitternden Robo-Eiskristall überholt hat? Und wo ist der jetzt?