Review Jazz

Muriel Grossmann

Universal Code

RR Gems • 2023

Das Wort Universalcode beherbergt eine beachtliche Sammlung an unterschiedlichen Arten von Zeichenvorräten. Da ist zunächst der Unicode in der Typographie, des weiteren die Genetik, in der das Wort für die DNA steht, auch in der Programmiersprache hat er eine Funktion und sogar in der Ethik. Beim Album »Universal Code« der auf Ibiza lebenden Saxofonistin bietet sich als weitere Bedeutung ihre Musik selbst an, ein modaler Jazz, dessen polyrhythmisch komplexer Groove ans Spirituelle appelliert, ohne den Körper als weiteren Adressaten zu vergessen. Ihre langen Stücke mit langen Improvisationen treiben mühelos voran, entwickeln Kraft aus sehr diszipliniertem Ensemblespiel, in dem Muskeln spielen lassen nicht zu den Gesten gehört, mit denen Muriel Grossmann und ihre drei Mitstreiter, der Gitarrist Radomir Milojkovic, Llorenç Barceló an der Hammondorgel und der Schlagzeger Uros Stamenkovic, in einigen Stücken unterstützt von der Bassistin Gina Schwarz, sich an ihr Publikum wenden. Dafür haben die Kompositionen von Muriel Grossmann viel zu viel Eleganz. Beim ersten Höreindruck scheint dieser Ansatz aus der Zeit gefallen, erweist sich aber über die knapp siebzig Minuten, die »Universal Code« beansprucht, einfach als klassisches Vokabular, das seine Aktualität schlicht daraus bezieht, dass diese Melodien und Harmonien, diese Phrasierungen und Akzente, die alle wie selbstverständlich an der richtigen Stelle sitzen, sehr direkt zu einem sprechen. »Resonance«, »Clarity«, »Interconnection« heißen die ersten drei Nummern. Womit genau benannt ist, was die Musik mit einem tut.