Review

Norah Jones

Day Breaks

Blue Note • 2016

Es sei eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, so wurde schon, zum Sound von »Come Away With Me« postuliert. Norah Jones’ gefeiertes Debütalbum im Jahr 2002 war vor allem eine Ansammlung sanfter Folk-Pop-Songs – das Etikett »Jazz« wurde ihr eher zu Vermarktungszwecken angehängt. Die rehäugige Pianistin wurde ein Superstar. Vier Jahre nach den ambitionierten Elektronik-Spielereien unter der Anleitung von Dangermouse bringt die New Yorkerin nun wieder ein akustisches, klavierlastiges Album auf Blue Note heraus. Jazz-Legende Wayne Shorter, der hier statt Tenor-Saxophon ein Sopran-Saxophon spielt, ist auf vier Songs dabei. Dazu kommen prominente Labelkollegen wie Organist Dr. Lonnie Smith und Drummer Brian Blade. Sogar die Sängerin selbst spielt Orgel auf dem famosen »Flipside«, das jedoch vornehmlich von den rollenden Soul-Licks von Lonnie Smith lebt. Im Titelsong ist es dann ein stakkatoartiger E-Bass, der ein vages Funk-Feeling evoziert. Zusammen mit Shorters Sopran und einem Streichquartett entwickelt sich ein cineastisches Klangpanorama – fast schon Spiritual Jazz. Auf Duke Ellingtons »Fleurette Africaine« darf zum Schluss noch einmal der Saxophonist seine Chops vorführen. Wayne Shorter spielt sein schönstes Solo seit Jahren, während Jones nur dazu summt. »Day Breaks« ist überraschend großartig geraten. Eine Platte, die längst nicht nur als Klangtapete zum kerzenlichtbeschienenen Sofaschmusen taugt. Norah Jones’ bislang bestes Album.