Geht das schon als Konzeptalbum durch? Mit »Bar Mediterraneo« versucht das neapolitanische Duo Nu Genea einen akustischen Ort der Begegnung zu schaffen, wo Fremde einander nicht lange fremd bleiben, sondern fix miteinander ins Gespräch kommen und sich freudvoll austauschen. Das lässt zwingend ans Café del Mar denken und klingt sehr cheesy. Man muss aber wissen, dass dieser Mut zur ungezügelten Lebensbejahung ohne doppelten Boden gewissermaßen das Kerngeschäft des aus Massimo Di Lena und Lucio Aquilina bestehenden Duos ist. Ausufernde, vollmundige Achtziger-Synths, außereuropäische Instrumente wie die Ney in »Gelbi«, das mit tunesischem Gesang und schwerem Funk-Groove wie eine Ahmed-Fakroun-Nummer anmutet, und ein kompromissloser Sepia-Sound propagieren sorglose Leichtigkeit von internationalem Format. Auch »Marechià« setzt mit Célia Kameni auf eine Gastsängerin, dieses Mal allerdings mit französischen Vocals. Diese plurilaterale Gangart hat System, schließlich soll die »Bar Mediterraneo« für jede und jeden Refugium sein, egal aus welcher Kultur. Diese fast schon aufreizende Naivität befremdet auf konzeptioneller Ebene vielleicht, musikalisch macht sie aber durchaus Sinn – und Spaß: Tracks wie das einnehmende »Praja Magia« überzeugen auf Anhieb und transportieren mit ihrer hauchzarten melancholischen Note ein Spätsommergefühl, wie es beispielsweise auch manchen »Habibi Funk«-Compilations innewohnt.
Bar Mediterraneo 2nd Edition