Review

Nullptr

Recursor

Central Processing Unit • 2023

Hat es nur den Anschein, oder rückte Electro nach einem bemerkenswerten Zwischenhype Ende der vergangenen Dekade mindestens in den letzten beiden Jahren wieder dezent in den Hintergrund? Klar, manche Künstler:innen wie DJ Stingray – der vermeintlich reinen Lehre verpflichtet – oder DJ MELL G – Electro mit atzigem Ghetto-Tech-Anstrich – scheint es offensichtlich mehrfach zu geben, anders lässt sich die Anzahl ihrer Gigs nicht erklären. Electro aus der Mitte Gesellschaft aber, mit Schwerpunkt auf Produktion, nicht auf Performance, hat einen schwereren Stand zwischen Trancegeballer und dem der langsam aufkeimenden Rückbesinnung auf minimale Ästhetiken.

Zumindest Nullptr dürfte das herzlich egal sein. Denn wenn nichts ganz und gar Unvorhergesehenes eintritt, produziert Eddie Symons, wie der Künstler bürgerlich heißt, Electro so oder so bis an sein Lebensende. Mit dem Label Central Processing Unit hat er einen Seelenverwandten gefunden: Dessen schlichtes binäres Erscheinungsbild rückt unweigerlich die computerisierte Musik in den Fokus. Und die stimmt bei Nullptr nach wie vor. Ob ambienter Electro mit kräftigem Low-End, der durch drexciyanische Snares atmet – »Pulsar« –, oder der Titeltrack gleich zu Beginn der EP, der ohne viel Aufhebens, geschweige denn Aufbau losbrettert: Symons beherrscht alle Spielarten des Genres und weiß die Leerstellen zwischen den Synkopen mit Sinn zu füllen. »Recursor« befreit Electro von jedweder Teenager-Zweckmäßigkeit und gibt ihm mit gebotener Seriosität seine Würde zurück.

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