Review

Pape Nziengui Et Son Groupe

Kadi Yombo

Awesome Tapes From Africa • 2022

Über einem unablässig treibenden, komplexen polyrhythmischen Fundament entfaltet sich ein Wechselspiel zwischen Papé Nzienguis eigentümlich weicher, hoher Stimme und einem kraftvollen Frauenchor. Die Mischung aus der komplexen rituellen Musik der Thsogo und elektrischer Instrumentierung stieß in den späten 1980er-Jahren nicht nur auf Begeisterung: Konservative Ohren sollen die teils bombastisch auffahrenden Keyboards und die gelegentlich verzerrt aufheulenden E-Gitarren als Sakrileg empfunden haben. »Kadi Yombo« erschien zuerst 1989 in Gabun, der Heimat von Papé Nziengui. Der umtriebige Musiker, der schon mit Schwergewichten wie Papa Wemba und Manu Dibango spielte, landete damals einen landesweiten Erfolg. Auch wenn »Kadi Yombo« seinerzeit ein großer kommerzieller Erfolg in dem kleinen zentralafrikanischen Land war, ist das Album heute auch dort kaum noch aufzutreiben. 33 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung hat das immens verdienstvolle Label Awesome Tapes From Africa das Album nun neu aufgelegt und macht es der Welt zugänglich – eine weitere Lehrstunde zum musikalischen Reichtum des Kontinents. Auch außerhalb ihres religiösen Kontextes, bei denen übrigens das halluzinogene Iboga verwendet wird, hat diese Musik, in deren Zentrum die Ngombi, eine afrikanische Bogenharfe, und Nzienguis Stimme stehen, in ihrer modernisierten Form ihre mitreißende, hypnotische Kraft nicht verloren.