Review

Renata Lú

Renata Lú

Mad About • 2021

Auch große Stimmen bleiben manchmal unter dem Radar. Von der Brasilianerin Renata Lú jedenfalls war in diesen Breitengraden bisher kaum zu hören, als Solokünstlerin zumindest. Bei Kollegen wie Tim Maia trat sie als Backgroundsängerin in Erscheinung, ihre Soloplatten aus den 1970er Jahren blieben hingegen weniger beachtet. Dabei ist ihre Mischung aus Funk, Soul und Música Popular Brasileira, mit der sie ihr selbstbetiteltes Debüt von 1971 bestreitet, gerade durch ihren Gesang eine echt charmante Angelegenheit. Fast ein bisschen ironisch, wie sie in der ersten Nummer »Faz Tanto Tempo« einen James-Brown-inspirierten Bläsersatz-Antrieb mit ihrer hellen, ziemlich Soul-untypischen Stimme konterkariert. Und ganz gleich, ob es danach mit beweglich-streichersatten Arrangements oder kantigem Blech in Kombination mit lateinamerikanischer Perkussion weitergeht, stets bleibt Renata Lús juvenile, kontrolliert expressive Art zu singen das Zentrum, das die Platte zusammenhält. Wenn sie an einzelnen Stellen dann doch einen »dirty« Einwurf auf Portugiesisch riskiert, gibt sie zu erkennen, dass sie mehr an Register in Reserve hat. Eine Erinnerung an die frühen Siebziger, die an vielen Stellen noch reichlich nach den Sechzigern klangen. 50 Jahre Warten hat der Sache nicht geschadet.