Review

Rene Costy

Expectancy

Sdban • 2017

Das ja eigentlich immer schon leicht verpönte Konzept des Best-Ofs erscheint heute mehr denn je wie ein Relikt. Heute stehen natürlich immer noch Best Ofs im Media Markt, doch gerade die Protagonisten der Reissue-Renaissance scheinen mit dem Format zu hadern; der Trend geht eher zur Compilation oder zur Replika. Material von verschiedenen Alben bedeutet mehr Lizensierungsarbeit, außerdem verkaufen sich Imitate wohl besser, sagt man – sicher auch weil sich bei Best-Ofs immer auch Fans der liegen gelassenen Tracks vor den Kopf gestoßen fühlen dürfen. »Expectancy – Collected Library Gems From the 70‘s« versammelt die bekanntesten Tracks des belgischen Library-Genies Rene Costy streut einen Haufen unveröffentlichtes Material dazu und demonstriert, dass kompakte Retrospektiven auch bei rarem Groove wunderbar funktionieren können. Denn egal, ob Jazz-Funk oder sphärisches Synth-Chaos – »Expectancy« kennt nicht die Längen, die Library-LPs und Soundtracks häufig plagen (es sei denn sie kommen aus Italien). Ein umwerfender Track folgt auf den nächsten und es hilft natürlich, dass Costys vielseitige Arrangements deutlich besser gealtert sind, als der Blues-Funk vieler seiner Library-Zeitgenossen. Nach Jahrzehnten verlässt Costys Musik also erstmals Library-Funktionalität, zum ersten Mal ziert ein Foto von ihm eines seiner Cover, er darf einfach als ein unheimlich talentierter Jazzer und Komponist für sich stehen. Allerdings, unter uns, ich würde mir die Platte auch organisieren, wenn außer »Scrabble« und »NSS One« nur unhörbares Störgeräusch drauf wäre.