Review

Rogér Fakhr

East Of Any Place

Habibi Funk • 2023

In den 1970er-Jahren in einem von Bürgerkrieg und sozialen Unruhen geprägten Libanon auf Kassetten entstanden und dann in Keller-Kartons jahrzehntelang eingestaubt – das sind die Songs des libanesischen Musikers Rogér Fakhr. Das Label Habibi-Funk bringt nun mit »East Of Any Place« genau diese Lost-Tapes zurück an eine unter anderem westliche Öffentlichkeit. Die erste Hälfte dieses Albums verharrt in ruhigen, sentimentalen Sound-Gefilden. Insbesondere die Saiteninstrumente verleihen den Tracks ihren orientalischen Charakter und lassen deren Entstehung umso deutlicher im Nahen Osten verorten. Die Genre-Überschrift dieser Platte lässt sich nur schwer bestimmen, da das Spektrum von Folk und Jazz bis hin zu Soul reicht. Etwas melancholisch, ja fast schon psychedelisch klingen die Tracks. Es geht um Sehnsucht und Freiheit, wobei Rogér Fakhr die Unruhen des Libanons musikalisch archiviert und dabei die Gefühle der zu dieser Zeit dort lebenden Menschen repräsentiert. Die sorgfältig kuratierten Lost-Tapes von »East Of Any Place« erreichten vor ihrer diesjährigen Neuauflage gerade mal 100 Menschen, sodass diese Platte wortwörtlich ein Schatzfund ist. Außerdem kann »East Of Any Place« ebenfalls als Fortsetzung begriffen werden. 2021 brachte Habibi-Funk die erste Song-Auswahl des libanesischen Musikers heraus, die mit dem Titel »Fine Anyway« versehen wurde. Auch auf dieser Platte lassen sich ausschließlich in Vergessenheit geratene Musikstücke finden.