Review

Roman Flügel

Black Acid EP

Phonica • 2017

Es gibt wenige Sachen auf die ich neidisch bin… Roman Flügels Zeitmanagement muss dazu gehören. Bei der Anzahl an Tracks, Singles, EPs und Alben die der Darmstädter in den letzten knapp 30 Jahren – und im Speziellen in den letzten Jahren – rausgehauen hat, muss man davon ausgehen, dass Flügel mehr Stunden pro Tag übrig hat. Oder die Zeit nutzt, in der andere Menschen putzen, einkaufen, Hobbies haben oder einfach Party machen. Hier kommt, nach seinem gefeierten Experimental-House-Album »All The Right Noises« auf Dial, nun schon die nächste EP. Für das Londoner Label Phonica hinterfragte sich Flügel mal wieder selbst und schaute durch seinen Katalog. Das Ergebnis sind glücklicherweise erneut vier unwahrscheinliche Tracks. Keiner ist ein Fremdkörper und doch zeigen alle Vier Facetten auf, die man so schon lange (oder gar nicht) von Roman Flügel gehört hatte. Wie ein Ausflug in neue Gefilde – mit den gleichen Schiffen. Im Opener »Too Hot To Sleep« z.B. finden sich sowohl Jeff Mills, als auch Levon Vincent wieder. Untermauert wird das von einem Wobble-Bass-Hook, der fast schon wie ein Eingeständnis an das englische Label wirkt, was aber der Qualität des Tracks keinen Abbruch tun soll. Tatsächlich verleiht dieses Wobblen dem sonst sehr IDM-mäßigen Techno-Track eine gewisse Poppigkeit. Der Titeltrack, der sich hier auf der B1 wiederfindet hingegen ist eine wenn nicht grimmige, doch pessimistische, dunkle House-Nummer, die sowohl mit bekannten, bleep-Sounds aufwartet, aber auch Dubstep-Non-Dubstep daherkommt. Generell spielt die Platte mit unerwarteten Percussion-Settings, alles ist hier off-kilter, alles ist hier daneben – vielleicht wirkt es deswegen so rund. Vielleicht werden sich nicht Generationen über diese Platte unterhalten; aber genügend Gesprächsstoff für die Heads und Deck-Sharks sollte schon gegeben sein. In welchen Zusammenhängen diese vier Nummern der »Black Acid EP« gespielt werden ist dabei wahrscheinlich die interessanteste Frage.