Review

Sandro Perri

Impossible Spaces

Constellation • 2011

Mal abgesehen von jenen Musikliebhabern, die grundsätzlich jedem Release des kanadischen Labels Constellation Aufmerksamkeit schenken, wurden die Alben, die der in Toronto wirkende Produzent Sandro Perri (u.a. Mantler, Devon Sproule) seit 1999 als Polmo Polpo, Glissandro 70 oder unter eigenem Namen veröffentlichte, fast nur von KollegInnen gepriesen. Dabei empfahlen den Musicians’ Musician bereits seine 2006 erschienenen Folksong-Varianten vorangegangener Dub-Instrumentals, Sandro Perri Plays Polmo Polpo, als Alternative zum süßlich-feierlichem Artpop eines Sufjan Stevens.
Denn wenngleich auf Perris zweiter LP (ohne Pseudonym) sein entspanntes Timbre wieder angenehm ins Ohr geht, sorgen abenteuerliche Melodiebögen und unvermittelte Falsett-Einlagen in Sam-Prekop-Manier dafür, dass auf
Impossible Spaces keine Ministrantenseligkeit aufkommt. Dazu ist Perri viel zu sehr vom New Yorker Pop-Avantgardisten Arthur Russell (1951-1992) geprägt, der in seine nuancenreichen Liebesbotschaften stets Brüche einflocht. Entsprechend sinnlich scheint es auch im zehnminütigen Wolfman zuzugehen, wenn erst zu Major-7-Akkorden geschwelgt wird: »The day I saw you big as the ocean/Yesterday, I was sure I had forgotten how to swim«, dann, nach genussvoll beschriebenem »thrill of devotion«†, typische 10cc-Gitarren aufjaulen, um schließlich Saxophone, Synthesizer und Blubber-Bässe neckische Nachspieldialoge führen zu lassen. Zwar handelt es sich bei Impossible Spaces nicht wie im Fall von Sébastien Telliers Sexuality um ein Konzeptwerk, doch Sandro Perri beherrscht ebenso souverän die Kunst augenzwinkernder Virtuosität ohne dabei Gefahr zu laufen, in die Retro-Jux-Falle zu tappen. Gleichwohl ist es vor allem der muskalische Humor, welcher sich in wunderbar unorthodoxen Instrumentierungen äußert, der sich von biederer Neo-Psychedelia (à la Andorra von Caribou) so wohltuend abhebt. Kurz: wäre ein Preis für das melodischste Postrock-Album des Jahres 2011 zu vergeben, ginge er an Impossible Spaces__ (da mag das letzte Lebenszeichen von The Sea & Cake noch so hübsch geworden sein)! Und sollte diese LP den ihr gebührenden Erfolg einheimsen, dürfte sie dazu beitragen, dass den genialen Anfängen des britischen Pop-Quartetts 10cc (1972-76) die lang fällige musikhistorische Bedeutung zukommt. Was dem engagierten Free-Folk-Vermittler Devendra Banhart im letzten Jahrzent mit der Incredible String Band gelang, könnte nun auch dem Kanadier Perri mit 10cc, jenen Manchester Paten aller passionierten Studiotüftler, glücken!