Review

Sene

Brooklyknight

Plug Research • 2012

Vielleicht liegt es auch an der Gentrifizierung seiner Heimat Brooklyn, wo mittlerweile Heerscharen von Schnurrbart-Hipstern die Straßen der Biggies und Jiggas bevölkern, dass »Brooklynight« die jazzige Strandidylle von Senes Debüt »A Day Late & A Dollar Short« gegen eklektische Synthesizer-Wärme eingetauscht hat. Nach fünf Jahren an der Leftcoast und einer begonnen Rapkarriere, war es Zeit wieder heimzukehren und aus dem Schatten seines Mentors zu treten. Sene, der bodenständige Blu-Protegé, verkörptet die klassischen Werte der New Yorker MC-Schule – fokussiert auf Lyrics und auch bereit mal Inhalt vor den Flow zu stellen. Seine Stärken waren und sind Storytelling (»The Fortune Passport«) sowie dunkelbunte Lautmalereien (»The Feel Reel«,»Clut Classic«), die stets Authentizität und Nahbarkeit ausstrahlen. Er ist kein Mann für Shopping-Touren auf dem Times Square, sondern ein ganz normaler Junge aus Brooklyn. Seine hervorragende Beobachtungsgabe kollidiert dabei leider manchmal mit der soliden, aber unspektakulären Metronom-Metrik seiner Flows. So wirkt es ein bisschen steif, wenn er an der Seite von Brown Bag-All Star Soul Khan merkwürdige Binsenweisheiten wie »If there was no color/ there would be no art« in die Membrane hustet. Selbst auf lockeren Sequencer-Stampfern wie »Holyday« mit Denitia Odigie oder jenen Backpack-2.0-Juwelen wie »Backboards« geht Senes Delivery zwar ins Ohr, aber schweift sogleich wieder heraus. Die vorhandenen Qualitäten dieses sozialkritischen Neuzeit-Poeten laufen Gefahr von der Generation ADHS übersehen zu werden. Vielleicht ist eine Platte wie »Brooklynight« in diesen schnelllebigen Hypetrak-Zeiten einfach zu unaufgeregt.