Review

Sonnymoon

Sonnymoon

Plug Research • 2012

Vielleicht würde einem die zweite Platte von Sonnymoon nur ein Schulterzucken abverlangen, wenn da nicht »Just Before Dawn« wäre. Elf Tracks lang fügt sich so gut wie nichts zusammen. Die Stimme von Anna Wise liegt über den elektronischen Sounds, die leicht desorientiert keinen Rhythmus so wirklich halten wollen. »Universal Appeal« macht es dann ein wenig besser, doch die einzelnen Bausteine bleiben merkwürdig kalt aufeinandergeschichtet. Die Synthies durchdringen die Atmosphäre nicht ganz und jede Note perlt an der anderen ab. Das Duo aus Boston hält aber auch den Mythos der kreativen Konzeptmusiker hoch. Texte werden zerstückelt und neuzusammengesetzt und eigentlich wollen sie ja auch gar nicht, dass das jemand so wirklich versteht, was sie da machen. Doch dafür ist »Sonnymoon« zu egal, zu unaufgeweckt, zu unterkühlt und kann weder Pop mit Jazz noch mit Elektronik spannend verbinden. Erst »Just Before Dawn« durchbricht das. Es ist der einzige Track, der mehr als acht Minuten dauert, und somit schon viel Raum auf dieser Platte erhält. Im letzten Teil vermischen sich auch die einzelnen Muster und ergeben ein Bild, während dazu ein paar Schaltkreise flirren und verirrte Streicher versuchen, eine Melodie zu etablieren. Davor herrschte die gleiche Kälte wie sonst auf diesem Album, doch sie war nicht nur Selbstzweck, sondern ein Ausgangspunkt. Aus Anstrengung wird Entspannung, aus dem Verkopften ein Gefühl. Das funktioniert bei Sonnymoon besser als alles andere.