Review

Shizuka

III

Concentric Circles • 1997

Neun Puppen. Die schneeweiße Haut der Gothic-Lolitas glänzt in schummrigen Licht. Ihre Bilder zieren eine Website, die dem Andenken an Shizuka Miura gewidmet ist. Noch bevor sie als Sängerin auftrat, erlangte die japanische Künstlerin als Gestalterin von Kugelgelenk-Puppen Bekanntheit. Anfang der Neunziger lernte sie den Gitarristen Maki Miura kennen. Die beiden heirateten, gründeten eine Band, benannten sie nach Shizuka. Ihr bekanntestes Album schwebt zwischen Neo-Psychedelica, Folk und Noise Rock. Doch nebenbei nahm die Band melancholische Demos und Live-Mitschnitte auf. Vier Tapes verteilten sie an Freund:innen und Bekannte. »III« ist die dritte dieser Kassetten. Auf ihr untermalt Miuras traurige Stimme verspielte Gitarren, Hako Yamasaki ähnlich. Bei den ersten vier Songs handelt es sich um Balladen, sanft wie Seide und gefällig in ihrer Struktur. Lediglich der fünfte Track, ein 19-minütiges Duo der Miuras, bricht mit der Form. Shizukas Stimme weht durch zurückhaltende Improvisationen. Das Ergebnis nimmt erstaunlich viel von neuerem Vokal-Ambient à la Juliana Barwick oder Hollie Kenniff vorweg. Allein das macht »III« hörenswert. Sein Charme – und Kreuz – besteht jedoch im D.I.Y.-Charakter der Aufnahme. »III« rauscht, hallt und übersteuert wie eine Punk-Demo. Es hat etwas von Miuras Puppen, einsam, nutzlos und zerbrechlich. Die meisten werden neuere Spielzeuge vorziehen. Wer sich auf es einlässt, kann sich jedoch von Miuras Handwerk verzaubern lassen.

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Shizuka
III
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