Wer sich einmal gefragt haben sollte, was The Winstons nach ihrem Hit »Amen Brother« und dem frühen Auseinanderfallen der Band im Anschluss an das Erscheinen ihres einzigen Albums von 1969 gemacht haben, bekommt hier zum Teil eine Antwort. Einige der Musiker ließen sich jedenfalls nicht entmutigen und versuchten mit neuen Projekten ihr Glück. Winstons-Sänger und Organist Phil Tolotta und ihr Bassist Sonny Peckrol zumindest taten sich später mit anderen Kollegen als Streetlife zusammen, mit Tolotta wieder als Leadsänger. Irgendwie scheint bei ihnen aber der Wurm drin gewesen zu sein, denn von Streetlife ist ebenfalls bloß ein Album überliefert. »Nite Songs« aus dem Jahr 1980, von Tolotta und Peckrol zudem produziert, weckt mit »Livin’ Lovin’ Lady« als Auftakt einigermaßen hohe Erwartungen an ein grundsolide knarzendes Funk-Album. Doch ein bisschen ist es dann wie seinerzeit bei den Winstons: Der Großteil des übrigen Materials ist mehr gediegener Soul als heißgeblasene Energie mit lasziven Synkopen. »I Need a Woman« dreht noch einmal beherzt auf und empfiehlt sich als tapfer stampfende R&B-Disco-Nummer. Die Titelnummer am Ende bietet immerhin abgehangenen instrumentalen Disco-Funk, in dem vor allem die Bläser inspiriert solieren. Ansonsten geht es gern schmachtend zu, wobei die Co-Leadsängerin Octavia eine gute, im Vergleich zu Tolotta sogar noch bessere Figur macht. Trotzdem: Mehr Boogie wagen wäre am besten gewesen.
Nite Songs
