Review

The Winstons

Color Him Father

Soul Jazz • 2022

Dies ist der heilige Gral für Hip-Hop, Jungle, Drum’n’Bass und überhaupt alle Musiken, die Verwendung für Breaks haben. Mit acht Sekunden schafften es The Winstons zu sekundärer Unsterblichkeit, allen voran ihr Schlagzeuger Gregory C. Coleman. Dessen Solo aus dem Song »Amen, Brother« ist als Amen Break in die DNA zahlloser Tracks und Stücke eingegangen. Bei dem Einfluss der Band müssten ihre Musiker eigentlich Millionäre sein, wenn das mit den Verwertungsgesellschaften alles so zuginge, wie es sollte. Doch von dem vielfachen Gebrauch ihres geistigen Eigentums haben The Winstons wenig gehabt. Coleman soll 2006 obdachlos gestorben sein. Dass es von der Band lediglich dies eine Album gibt, obwohl die Titelsingle ein Millionenhit wurde und einen Grammy für den besten Rhythm-and-Blues-Song des Jahres 1970 erhielt, hat mit Unstimmigkeiten in der Band zu tun. Bevor sie zum ersten Mal auf Tour gingen, hatten sie sich schon wieder aufgelöst. Mit ihrer gemischten Besetzung aus schwarzen und weißen Musikern hatten sie zudem Schwierigkeiten, Auftritte in Clubs zu bekommen. Dass sie mit gutem Vorbild gegen ethnische Segregation vorangingen, half ihnen am Ende nicht. Wenn man sich die übrigen Songs des Albums vornimmt, muss man allerdings auch einräumen, dass nicht alle von ihnen so elegante Melodien wie »Color Him Father« haben. Und ihr Song »Love of the Common People« wurde erst in der Achtziger-Version von Paul Young ein großer Hit. Manches bei The Winstons hat sogar ein bisschen viel Sechziger-Schmalz. All das möchte man jedoch vergessen, wenn man die zweieinhalb Minuten der B-Seite ihrer Single hört, den instrumentalen Uptempo-Funk mit diesem Break, einem der besten ever. Amen.