Review

The Necks

Unfold

Ideologic Organs • 2017

»Unfold«, das klingt fast wie eine Zusammenfassung. Denn genau das tun die drei australischen Musiker von The Necks die irrtümlicherweise – oder vielleicht gerade richtigerweise – oft als Jazztrio bezeichnet werden. Was Schlagzeuger Tony Buck, Pianist Chris Abrahams und Bassist Lloyd Swanton in ihren gern schon mal eine Stunde langen, nun, Improvisationen gemeinsam erarbeiten, läuft, auch wenn es pathetisch klingen mag, genau darauf hinaus: Bei ihnen entfalten sich die Klänge. Reduzierte Strukturen werden nach und nach aufgebaut – Wiederholung dient als bevorzugtes Stilmittel –, wechseln irgendwann leicht die Richtung oder einfach nur den Akzent. Für ihr jüngstes Album haben sie sich auf verhältnismäßig kurze Formate geeinigt, vier Stücke, die je eine Plattenseite lang sind, zwischen 15 und 22 Minuten. Das gestalten sie wahlweise dicht, in »Blue Mountain« vor allem mit psychedelischen Orgelmustern und rastlos anschwellendem Getrommel, oder aber luftiger, wie in »Rise«, behutsam gebildet aus offenen Klavierfiguren, zurückgenommenem Rhythmus und sparsamen Basstönen. Musik, der man sich in allen vier Fällen anvertrauen kann, ohne einerseits abgewiesen zu werden oder andererseits falschen Trost von ihr versprochen zu bekommen. So lange sie dauert, schafft sie einen geschützten Raum, in dem nicht viel zu geschehen scheint, der sich dennoch permanent verändert. Und siehe da, es ist sehr gut.

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The Necks
Unfold
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