Review Rock

Thee Oh Sees

Mutilator Defeated At Last

Castle Face • 2015

1985 war das Jahr, in dem die Welt ein neues Gesicht in den Reihen ihrer umgehend wieder in der Versenkung verschwundenen B-Movie-Psychopathen begrüßen durfte: das des Mutilators. Und wer weiß, wie man Horrorfilm buchstabiert, der kennt auch bereits die Geschichte: eine Handvoll College-Kids, ein sturmfreies Ferienhaus, der »Sommer ihres Lebens«, yadidah, bis, spoiler alert, der Mutilator seinem Namen alle Ehre macht. Es ist zu diesem Zeitpunkt unbekannt, ob die neue Platte von Thee Oh Sees irgend etwas mit besagtem Film zu tun hat, aber es ist dennoch verlockend sich vorzustellen, wie dieser einsame Schlächter in der ersten Reihe eines Konzertes von Thee Oh Sees den Verstand verliert, mit dem Skalp eines frisch geernteten Opfers headbangt und dabei die Leichenteile durch die Gegend fliegen lässt. So muss man Serienmörder außer Gefecht setzen.

Doch zur Sache, denn Thee Oh Sees verlieren ungern Zeit: Letztes Jahr erschien der Vorgänger »Drop«, insgesamt ist dies das neunte Album der Band aus San Francisco. Das Line-Up von Thee Oh Sees fluktuierte dabei enorm in all den Jahren, was egal war, solange nur genügend Leute auf der Bühne standen, um die Bretter abzuziehen – denn wenn das mal Quartett, mal Quintett eins kann, ja, dann ist es live spielen. Und da sie darum wissen, entstand ein Großteil der Platten gleich direkt vor Ort, in einem Take, ohne danach großartig rumzupolieren. Der Reiz der ersten Aufnahmen hatte sich aber allzu schnell abgenutzt, »Drop« hatte die Durchschlagskraft seines Namensgebers. Doch in letzter Zeit entdeckte Gitarrist und Kernmitglied John Dwyer glücklicherweise die Vorzüge eine Studios für sich, und das zahlt sich nun aus.

Ihrem klanglichen Shtick, einer ausgeglichenen Melange aus ins Gesicht zimmernden Gitarren- und trippygen Space-Out-Nummern mit tiefer Verneigung gen Psychobilly einer- und Krautrock andererseits, sind sie treu geblieben. Nun wirken die Songs aber weniger vorhersehbar, nuancierter, verspielter gar. Es wird nicht mehr direkt aus dem Bauch geschossen, sondern erst der Umweg über den Kopf beschritten, ohne in irgendeiner Form an Wucht zu verlieren. Und nichtsdestotrotz kann man es kaum erwarten, die überbordend energetischen Stücke live zu hören. Während der Mutilator kotzend in der Ecke liegt – defeated, at last.

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