Review

Thighpaulsandra

The Golden Communion

Editions Mego • 2015

Der beliebte Spruch aus »Forrest Gump« dass das Leben wie eine Pralinenschachtel sei, hat mich nie so recht überzeugt. Mal abgesehen davon, dass in einer Pralinenschachtel selten saure Äpfel lauern, ist die Auswahl an Überraschungen in der Regel stark begrenzt, und erfahrene Pralinenesser können am äußeren Erscheinungsbild von Konfekt ziemlich viel ablesen. Auf die Alben von Tim Lewis aka.Thighpaulsandra könnte man das Zitat in abgewandelter Form aber gut anwenden. Bei ihm weiß man nie so ganz, was einen erwartet, denn der Waliser mit klassischer Klavierausbildung mischt gern die Zutaten durcheinander. Wobei es stets eine begrenzte Auswahl an Stilen und Genres gibt: Abstrakte Elektronik, Prog-Rock, Ambient und Neue Musik sind seine bevorzugten Artikulationsformen, HipHop, Drum’n’Bass oder Schlager kommen eher nicht vor. Einzelne Stücke folgen herkömmlichen Songstrukturen, andere Nummern wechseln im Verlauf komplett ihr Vokabular. So wird das Titelstück »The Golden Communion«, in dem einige Topoi der Neuen Musik durchgespielt werden, zunächst von einem Streichquartett dominiert, um in der zweiten Hälfte bei einem Space-Rock-Jam zu landen. Strenge Abstraktion herrscht in »The Sinking Stone« vor – die sperrigen Nummern gehören zugleich zu den interessantesten Beiträgen. Mitunter geraten die Stücke so heterogen wie die beteiligten Künstler. Neben alten Weggefährten wie dem Gitarristen Martin Schellard und dem Schlagzeuger Sion Orgon, die es schon mal sehr heavy rocken lassen, hilft hier und da die Band Ilya mit Gesang aus. Und die alten Coil-Kollegen Peter Christopherson und John Balance sind gar post mortem vertreten. Im Detail beeindruckend, will Thighpaulsandra am Ende einfach zu viel.