Review

Vaal

Love Reversed

Bedouin • 2023

Zugegeben: Eliot Paulina Sumner macht seit über zehn Jahren Musik, sowohl unter ihrem bürgerlichen Namen als auch unter Pseudonymen wie I Blame Coco. Doch weder mit dem Synthie-Pop von »The Constant« (2010) noch mit beherzten Indie-Alben wie »Information« (2016) oder ihren Releases als halb-androgyne Solo-Produzentin Vaal ist der Tochter von Gordon Matthew Sumner aka Sting bislang der Durchbruch gelungen. Von kommerziellen Ambitionen ganz zu schweigen – doch darum geht es der vielseitigen Musikerin auch nicht. Schon auf ihrem Debütalbum »Nosferatu« (2019) zeigt sie sich inspiriert von intelligent strukturierten Breakbeats der Marke Ilian Tape, unkonventionellen Melodieverläufen, aber auch vom industriell drückenden Techno-Duktus, den Ausnahmekönner wie Maenad Veyl oder Restive Plaggona in den 2010er Jahren im Underground populär machten. Auch mit »Reversed« formuliert Vaal eine eigenständige musikalische Vision. Nu Skool Breaks, UK Garage, Tech House und vieles mehr verschweißt Sumner hier zu zwölf eklektischen Tracks, die alle mehr als einmal gehört und erkundet werden wollen. Das wirkt stilistisch nicht immer bis zum letzten Stem stringent durchdacht, und gerade in Sachen Sample-Qualität kann Sumner sicher noch einiges lernen, aber bei so viel Mut und Gespür für unaufdringlich futuristische Arrangements stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie früher oder später ein echtes uncut gem auf die Welt loslässt.