Unter Musik-Nerds und solchen, die es werden wollen, steht »City Pop« eigentlich für japanische Popmusik der Siebziger, die sich zwar Easy Listening auf die Fahnen schreibt, aber viel zu viel Spaß macht, um als bloße Hintergrundbeschallung durchzugehen. Coco Bryce hat sein neues Album zwar nach diesem Genre benannt, doch die Breakbeat-Referenz aus dem niederländischen Breda hat sich ihren ganz eigenen, idiosynkratischen Reim darauf gemacht.
Es gibt einen Grund, warum sich dieser letzte Satz so liest, als sei er einem Pressetext entnommen: Dieses Album ist so stark und gleichzeitig so eigenwillig, dass man nicht umhin kann, seine immense Qualität in erster Linie der schöpferischen Kraft seines Produzenten zuzuschreiben. Coco Bryce ist unverkennbar. In der Pop-Affinität von »I M 4 U« zum Beispiel, das ohne Beat, dafür mit perfekt gechoppten Samples und wattigen Bassrollen die wundersame Schönheit dieses Longplayers viel zu kurz auf die Spitze treibt.
Coco Bryce, noch so ein Merkmal großer Produzenten, macht aus wenig viel: »You’re Mine« wird von perfekt miteinander kommunizierenden Vocals getragen, durch den Opener »Slow Motion« schimmert Burial-Ätherik, die ein diesseitiger, aufreizend lässiger Jungle-Beat auffängt. Es ist wohl das Drumming, das dieses eindeutige Sommeralbum so einzigartig macht. Vielschichtig, spröde, funktional, all diese Attribute vereint es in sich – und hebt grandiosen Soundsystem-Pop wie »Blow Me Over« auf Weltklasse-Niveau.
City Pop