Review

Various Artists

Alien Parade Japan

Alien Transistor • 2022

Markus Acher ist ein guter Archivar seines Interesses für zeitgenössische Indie-Musik aus Japan und somit auch seinen eigenen Verwicklungen mit dieser Szene. Neben einer Reihe von Alben des Duos Tenniscoats veröffentlichte der The Notwist-Mitbegründer über sein Label Alien Transistor unter anderem auch die Compilation »Hallo Zayaendo!«, die der gleichnamigen, von Tenniscoats-Mitglied Saya Ueno mitbegründeten Blaskapelle gewidmet war, die wiederum von Achers eigener Band Hochzeitskapelle inspiriert ist. Nachdem die im Rahmen einer Japan-Tour mit noch mehr japanischer Musik konfrontiert wurde, die auf Bläser setzt, stellte Acher kurzerhand »Alien Parade Japan« zusammen. Die Compilation bringt einige bereits in den 1990er-Jahren in Japan entstandene Stücke mit neuerem Material zusammen, das dieser heterogenen – ja, was eigentlich: Szene, Bewegung, kontingentes Phänomen? – entsprungen ist. Ähnlich wie die ebenfalls von Markus Acher mitherausgegebene Compilation »Minna Miteru« ist der Ton süßlich bis bittersweet, intim und doch nicht aufdringlich. Sachte Folk-Songs, verschrobener Post-Rock oder doch gleich die volle Blaskapellenästhetik: Die 22 Stücke eint vor allem eine diffuse, aber freundliche Grundstimmung. Die erinnert in etwa an ein Hubro-Album, wenn es nicht in Skandinavien im Austausch zwischen folkloristischen Formen und Jazz, sondern auf halbem Weg zwischen München und Kyoto mit Umwegen durch klassisches Liedgut beider Kulturen entstanden wäre. Eine Fundgrube schöner Songs und in der Gesamtheit obendrein der perfekte Soundtrack für Gartenpartys in lauen Sommernächten.