Review World Music

Various Artists

Soul Sok Séga

Strut • 2016

Die Ursprünge der Songs auf dieser Compilation gehen zurück bis ins 17. Jahrhundert: In dieser Zeit wurden Plantagen-Sklaven auf die Insel Mauritius im Indischen Ozean verschleppt. Sie stammten aus Mosambik, Sansibar oder Madagaskar und brachten die Klänge ihrer Heimatländer mit. Zu den kreolischen Rhythmen und westafrikanischen Tänzen gesellten sich Mitte des 20. Jahrhunderts Einflüsse aus westlichem Soul, Funk und Jazz. Spätestens mit der Unabhängigkeit von Mauritius 1968 wurde der Séga, bisher ein lokales Phänomen, zum Markenzeichen der Insel. Musik, die bisher beinahe ausschließlich live gespielt wurde, wurde nun auch auf LPs gepresst. Die geschmackssicheren Engländer vom Label Strut Records haben sich einmal mehr als Goldgräber erwiesen und ein DJ-Duo von der benachbarten Insel La Réunion mit der Zusammenstellung von 20 Tracks für »Soul Sok Séga – Sounds from Mauritius 1973-1979« beauftragt. Schräge Gitarrensounds und wabernde Billig-Keyboard-Klänge treffen hier auf vertrackte Offbeat-Rhythmen, und auch obskure Subgenres wie der Seggae, eine Kreuzung von Séga und Reggae, haben ihren Platz auf der 2LP. Man versteht sofort, dass »Bhai Aboo« von Claudio Veeraragoo, mit seinem ungestüm galoppierenden Rhythmus und den hip-shaking Bollywood-Sounds, ein Mega-Hit war. »Sega Lenoir« punktet dank lässig groovender Orgel gar mit einem »House of the Rising Sun«-Feeling. Eine kurze Eingewöhnungszeit ist notwendig, dann ist es unmöglich, diese Songs wieder aus dem Kopf zu bekommen.