Review

Various Artists

Spirit of France

Spiritmuse • 2022

Die Misfits der französischen Jazzszene in den 1970er Jahren hatten es nicht leicht. Sie mussten aus der Hauptstadt in Höhlen ausweichen, um ihre barocken Holzblasinstrumente in den Wind zu hängen. Kein Wunder, dass sich der Output eher nach Mittelaltermarkt auf Nasivin als nach verrauchtem Jazzkeller an der Champs-Élysées anhörte. Die Leute von Spiritmuse Records, die sich mit derlei Nasalem auskennen, haben für »Spirit of France« mit Fackeln das Höhlengleichnis nachgespielt – und zwölf Stücken von Künstler*innen an die Wand geworfen, die auf Google weniger Einträge erzielen als die Suche nach Gainsbourgs linkem Zehennagel. Manchmal, wie bei Rémy Couvez, wünscht man sich ein knackiges Baguette zum Honigmet-Halleluja. Andere Male, wie beim Sound von Noco Music, entzündet man ein Philip-Glass-Gedächtnisfeuer. Für Bujumbura Lyon laufen außerdem die Tröten heiß, die Baschet-Brüder laden Kristalle auf. Dass die meisten Untergründler*innen nebenbei die Musikkulturen aus Teilen Afrikas und dem Nahen Osten zwischen die Froschschenkel pressten, passt zum »obskuren Erlebnis«. Warum das nach Meskalin im Mittelalter klingt, keine Ahnung! Althippies würden trotzdem diese Platte kaufen!