Review

Wilco

Schmilco

Epitaph • 2016

Nachdem Jeff Tweedy Wilco 1994 gegründet hatte, veränderte sich die Band Platte für Platte. Von rohem Alternative Country ging es über Progressive-Rock-Anleihen hin zu einer Art Indie-Folk-Rock, der sich bei aller melodischen Schönheit stets die Möglichkeit dissonanter Ausbrüche bewahrt. Das zehnte Album der Chicagoer Band wurde gleichzeitig mit »Star Wars« aufgenommen, dem ungestüm rockenden Zwilling, der schon 2015 die Welt erblickte. »Schmilco«, in Tweedy-typischem Unernst betitelt, ist ähnlich schräg, dabei aber ruhiger, akustisch geprägt. Wilco anno 2015/2016 klingen unmittelbar, unfertig, zuweilen wie eine Sammlung von Demos. Irritierend schiefe Gitarren haben eine Tradition im Output der Band. Aber das hier? Im schrammeligen »Common Sense« laden die sechs geradezu zum Skippen ein. Und hört man da eine Marimba? Immerhin: der Sound von Nels Cline, Lieblingsgitarrist vieler Rockgitarristen, verleiht »If I Ever Was A Child«, dem schönsten Song hier, einen sehnsuchtsvollen Country-Twang. »Normal American Kids« ist ein feiner Opener, empfindsamer haben Wilco nie geklungen. Nur »Cry All Day« ist länger als dreieinhalb Minuten, und fühlt sich gleich viel zu lang an. Vage Fußwipp-Stimmung im bluesigen »Nope«. Wenig Melodie, viele Merkwürdigkeiten. »Schmilco« hinterlässt den Hörer und Wilco-Fan auch nach mehreren Durchgängen einigermaßen ratlos. Ihre schwächste Platte? Die Zeit wird es zeigen.