Review

Mathias Stubø

Mathias Stubø

BBE Records • 2012

Durch das Internet hat sich – zumindest gefühlt – etwa die Hälfte der internationalen Kinderzimmer in Forschungslabore jugendlicher Klangtüftler verwandelt. Doch während der typische Bedroom-Producer mit neunzehn Jahren seine Sound-Skizzen neben dem Schulabschluss zusammenfrickelt und über die handelsüblichen File-Hoster kredenzt, agiert der Skandinavier Mathias Stubø bereits auf ganz anderen Baustellen. Fast genau ein Jahr nach seinem umjubelten Debüt »1979« ist er in Norwegen zu einem gefragten Remix-Lieferanten avanciert und schiebt nach mehreren EPs nun seinen zweiten Longplayer »Mathias Stubø« hinterher. Das 66-minütige Monsterwerk erfolgt in zwei Akten, die sich im Waschzettel als »ultimativer Trip durch Stubøs Soundwelt« ankündigen: dem energetischen Dancefloor-Part »High Frequency Feelings« und der Downtempo-Hälfte »Soul Touch«. In einem beinahe beängstigenden Aktionsradius waltet der norwegische DJ, Produzent, Komponist und Multiinstrumentalist zwischen Fusion-Jazz, Afrobeat, Techno und zeitgenössischer Klassik. Ob scheppernde Percussion-Partituren wie »Those High Frequency Feelings« oder Halftime-Hybride wie »Knock On My Door« – »Mathias Stubø« sprudelt vor Ideen. So ein frappanter Referenzkosmos kann aber auch überfordern. Denn gerade gegen Ende wirkt diese Welt aus Mozart und Mantronix schwer bemüht, wenn Tempo, Stimmung und Stil fast im Sekundentakt gewechselt werden. Hier steht der ausgebildete Musiker seinen Electro-Experimenten ein wenig im Weg. Das Kreativkonstrukt »Mathias Stubø« lebt von seiner ausproduzierten Instrumental-Ideologie, die in ihrer kindlichen Verspieltheit manchmal zu viel auf einmal will.