Im Frühjahr outete sich Kae Tempest als Trans-Mann – fünf Jahre, nachdem er sich 2020 zunächst non-binär positioniert und das »t« aus seinem Vornamen gestrichen hatte. Die gerne bemühte Phrase, es handele sich bei einem Release um den »bislang persönlichsten«, trifft auf Self Titled tatsächlich zu. In berührenden, intimen Songs erzählt Tempest von den Herausforderungen und Triumphen, die seine Transition begleiteten.
Dabei sind seine biografischen Zwiegespräche – viel ist die Rede vom Dialog mit einem frühen oder künftigen Selbst – eingebettet in breitere gesellschaftliche Zusammenhänge. Nicht nur auf Textebene gelingen Tempest bemerkenswerte Befreiungsschläge; auch musikalisch stößt er in neue Welten vor. Statt wie auf früheren Alben den Fokus seiner wortgewaltigen, ambientgrundierten Spoken-Word-Kaskaden auf die Abgründe zu richten, mit denen sich urbane Menschen im Spätkapitalismus herumschlagen – getragen von viel Empathie –, schöpft Tempest diesmal vor allem aus eigenen Erfahrungen.
Und holt nebenbei das große Popbesteck heraus: Referenzen an Nineties-Hip-Hop stecken ebenso drin wie Electro-Pop. Sogar ein echtes Liebeslied gibt es – in Gestalt des schwelgerischen »Sunshine On Catford« mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys als Gastsänger. Produziert wurde das Album von dem Grammy-prämierten Fraser T. Smith, der bereits mit Adele und Stormzy gearbeitet hat.

Self Titled