Brasilianische Musik ist, wie so viele nationale Bezeichnungen, keine territorial geschützte Marke. Spielen können sie Musiker von überallher – und das überall. Auch im benachbarten Argentinien. Von dort stammt der Gitarrist Agustin Pereyra Lucena, dessen konzentriertes, zugleich von Angeberei freies, virtuoses Spiel ihm zwar viel Anerkennung von Kollegen in Brasilien einbrachte, mit denen er oft zusammenarbeitete – darunter der Perkussionist Naná Vasconcelos –, doch so ganz große Bekanntheit erlangte er bisher nicht.
Apropos territorial: Die Siebziger und frühen Achtziger verbrachte er ohnehin in Norwegen und tourte dort auch. Puertos de Alternativa entstand 1988 nach seiner Rückkehr nach Argentinien, in kleiner Auflage als einzige Veröffentlichung des Labels Ultra. Agustin Pereyra Lucena mischt Bossa-Leichtigkeit mit dezentem Achtziger-Fusion-Sound – allerdings ohne Funk, dafür, an einer Stelle wohlgemerkt, mit etwas cheesy geratenem Saxofon.
Die große Mehrheit der Stücke ist dagegen von einer feinen Sanftheit, die so alterungsbeständig ist, dass sie die Neuauflage auf Vinyl allemal rechtfertigt. Schade nur, dass Pereyra Lucena seine gegenwärtige Wiederentdeckung nicht mehr erleben konnte – er ist 2019 gestorben.

Puertos De Alternativa