Schon seit den Hoch-Zeiten von Pavement in den 1990er-Jahren hat eine spezifische Art von Indie-Rock gute Chancen auf einen hohen Score bei Pitchfork: mit krachiger Punk-Attitüde vorgetragen, große Hooks, verspielte, halb-ironische Affinität zu Country und Southern Rock. Nach dem dort bereits gefeierten Vorgänger Rat Saw God dürfte es auch für das neue Album Bleeds von Wednesday reine Formsache sein, das Label »Best New Music« einzuheimsen.
Karly Hartzman und ihre vier Mitstreiter fahren auf dem Dutzend neuer Songs die Catchiness und die Country-Einflüsse noch weiter hoch. Man schnuppert an traditionellen Arrangements (»Phish Pepsi«) oder geht mit »Elderberry Wine« und »The Way Love Goes« fast in balladeske Gefilde. Trotzdem bleibt Platz für Gitarren-Feedback, angepisstes Geschrei (»Wasp«) und auf »Pick Up That Knife« sogar für ein veritables Metal-Riff.
Der größte Trumpf von Wednesday aber sind Hartzmans teils witzige, teils traurige, immer clevere Lyrics. Sie bleiben im Kopf – nicht wegen ihrer Detailverliebtheit allein, sondern wegen der Details selbst: Ein Freund livestreamt eine Beerdigung, ein Pitbull-Welpe pisst vom Balkon, der Vermieter hat mit 33 schon die dritten Zähne. Solche Fragmente beschreiben eine abgefuckte Welt, in der Nihilismus oder Paranoia nie weit weg sind, aber ernsthafte Gefühle immer noch möglich.

Bleeds Eco Mix Vinyl Edition