Review

Bright Eyes

Five Dice, All Threes

Dead Oceans • 2024

Um ehrlich zu sein, hatte ich Conor Oberst und sein Werk als Bright Eyes nach den großen Erfolgen der frühen 2000er Jahre ein wenig aus den Augen verloren (irgendwann kamen mir Herzschmerz und Lebensleiden doch etwas beliebig vor). Erst 2019 wurde ich wieder aufmerksamer, als Oberst zusammen mit Phoebe Bridgers als Better Oblivion Community Center künstlerisch frische Luft atmete. Umso erfreuter war ich, als ich »Five Dice, All Threes« hörte und feststellte: Conor Oberst hat wieder richtig Bock, ist offenbar inspiriert wie lange nicht mehr und auch mit Mitte 40 noch offen für Neues. Natürlich steckt das Album voller Wehklagen und melancholischer Momente, sein Songwriting ist nach wie vor sehr intim, variabel und anspielungsreich (u.a. werden Vladimir Nabokov, Mark Twain und Elon Musk genamedroppt), die Songs sind nach wie vor klar in einer Folk-Rock-Tradition zu verorten.

Aber die Punk-Energie von »Rainbow Overpass«, das atmosphärisch-jazzige »All Threes« und vor allem der Einsatz von Samples und anderen elektronischen Spielereien hat man so von Bright Eyes noch nicht gehört. Statt wie etwa im Intro ein reines Gimmick zu bleiben, tragen beispielsweise die Sprachsamples und das gescratchte Bläsersolo in »Tiny Suicides« tatsächlich zum Song bei. Zusammen mit prominenten Gästen wie Cat Power oder Matt Berninger und einer enormen Dichte an Mitsing-Refrains ist »Five Dice, All Threes« erstaunlich unterhaltsam und gewohnt tiefgründig zugleich.