Daedelus – Live am 23.9. im Icon in Berlin

26.09.2011
Der Soundtüftler entzieht sich mit seiner Experimentierfreude und Stilvielfalt sämtlichen Erwartungen. Bei der Ninja Tune Night lud er zu einer Reise durch die Geschichte der elektronischen Tanzmusik ein.

Vielseitigkeit dürfte das Wort sein, das das Schaffen des Musikers Daedelus am treffendsten beschreibt. Breit gestreut sind seine Stile und Einflüsse, die er während der letzten zehn Jahre auf zwölf Langspielern und unzähligen EPs untersucht und erforscht hat. Da samplete er sich zu Beginn noch durch alte Schellack-Platten für seine jazzigen Kompositionen, wandelte zusammen mit Busdriver auf experimentellen HipHop-Pfaden und entschleunigte auf Righteous Fists Of Harmony, seinem Einstand bei FlyLo’s Label Brainfeeder, die Musik komplett auf ruhige, verspielte Ambient-Nummern. Und dementsprechend breit und undefiniert sind auch die Erwartungen, die man an den Künstler mit dem markanten viktorianischen Kleidungsstil stellen konnte, als er sich bei der Ninja Tune Night im Berliner Icon die Ehre gab. My Dry Wet Mess übergab dem prominenten Mitglied der L.A.-Beat-Szene die Plattenteller mit einem gut tanzbaren House-Track und Daedelus stieg darauf ein, um ein wahres elektronisches Feuerwerk in dem gut besuchten Club abzufeuern. In seinem gut einstündigen Set, das leider viel zu schnell vorbei war, lud er sein Publikum wie schon auf seiner Ninja Tune Platte Love To Make Music To auf eine wahre Reise durch die elektronische Tanzmusik ein, angefangen beim Acid House, über Einflüsse der amerikanischen Wonky-Szene und britisch gefärbten Bassmusik bis sogar hin zu seltsam passend platzierten Happy Hardcore Momenten. Mit zahlreichen Rhythmus- und Tempowechseln war die Mischung nicht gerade leicht zugänglich, jedoch schaffte der Soundtüftler es, dem stilistischen Chaos geschickt einen durchgehenden roten Faden zu geben, der von dem gut aufgelegten Publikum euphorisch entgegengenommen wurde. Trotz der ruhigen, jazzigen Momente auf seinen Alben, die man eher im hochkulturellen Feld der E-Musik verorten würde, kann Daedelus ebenso einen gut gefüllten Club abfeiern und verleiht dem ganzen mit seiner anachronistischen Erscheinung hinter den Plattenteller eine sehr eigene Athmosphäre. Und in dem Moment sind die Erwartungen, die man an den Abend hätte haben können, dann sowieso vergessen.