Review

Bibio

Mind Bokeh

Warp • 2011

Alle schreiben zwar drüber, aber es ist einfach zu stimmig wie der Titel des Albums zur Musik passt. Darum: »Bokeh« bezeichnet im Japanischen den unscharfen Bereich auf Fotos; ein Faszinosum für Linsenhersteller wie Fotografen gleichermaßen. Auf den Geist übertragen, beschreibt es wohl eine nahezu vergessene Erinnerung, eine unvermittelte, grundlose Vertrautheit oder sogar Gedächtnisschwund bis hin zur Demenz. Das liest sich zwar nicht sehr einladend, klingt jedoch umso besser. Zumal die verhuschten, folkigen Tage des Stephen Wilkinson scheinbar vorbei sind, denn das sind durchweg perfekt produzierte Songs zwischen Funk, HipHop und manchmal Ambient. Wenn Bibios wandelbare Stimme nicht wäre, würde Mind Bokeh noch viel mehr an Warp-Labelkollegen wie Hudson Mohawke erinnern, denn auch hier sind bei einigen Stücken die schlingernden, an J Dilla geschulten Beats vorhanden. Auf diese werden lieber zu viele als zu wenige Instrumentalspuren gestapelt und mitunter mitten im Lied das Genre gewechselt. Das untypischste Lied Take Of Your Shirt, das nach einer Mischung aus Phoenix und QOTSA klingt, soll laut Bibio dann doch eine Ausnahme bleiben. Bei wem Mind Bokeh keine Erinnerungen hervorruft und wer es in einem halben Jahr schon vergessen hat, sollte tatsächlich über einen Demenz-Test nachdenken.

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Mind Bokeh
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