Wer sich als Musiker mit Ambient einen Namen macht, bekommt schnell den Stempel des Diffusen oder Belanglosen aufgedrückt – selbst dann, wenn die Musik eigentlich viel komplexer ist. Auch Memotone, alias Will Yates, bewegt sich im weiteren Ambient-Kontinuum, lässt sich dort aber schwer einordnen. Seine elektronischen Klanggebilde changieren zwischen introspektivem Jazz, rustikalem Folk und einem Hauch schrulliger Experimentierfreude.
Smallest Things sticht im bisherigen Werk hervor: Klarinette und Klavier treten deutlich hervor, der Mix ist transparenter, luftiger als zuvor. Bearbeitete Banjo- oder Gitarrenklänge fließen in einen pastoralen Sog, der den Folk-Bezug unterstreicht, ohne auf Genreformeln zurückzufallen. In »Chairs on the Lawn« etwa trifft versponnene Melodik auf kauzigen Charme. Und in »Keep the Change« wagt sich Yates sogar vorsichtig ans Singen – oder an etwas, das dem nahekommt.
Je nach Perspektive könnte man Smallest Things als musikalisches Lyrikbuch mit Eselsohren beschreiben: leicht verschroben, aber umso liebenswerter. Wer sich darauf einlässt, erkennt in diesen Miniaturen keinen Zufall, sondern liebevoll arrangierte Eigenwilligkeit. Und die wirkt nach – manchmal sogar stärker als konventionelle Ambient-Alben.

Smallest Things
