Review

The Sea And Cake

The Moonlight Butterfly

Thrill Jockey • 2011

Bereits der Opener Covers mit seinem durchgängigem 4/4-Takt legt nahe, dass die Postrock-Eminenzen aus Chicago vor den Aufnahmen zu ihrem neunten Album wieder viel Neu! gehört haben müssen. Dazu passen die dünnen Flanger-Gitarren, der weit nach hinten gemischte Bass (Eric Claridge hat übrigens auch den hübschen Elefanten auf dem Cover gezeichnet)und die spothaften Synthie-Parts – bis schließlich Sam Prekops staunend-verzückter Gesang dieselbe erfrischende Wirkung zeigt wie anno ’93, zu Jackin’ the Ball-Zeiten. Im atmosphärischen Lyric erinnert Prekops sanfte Intonation dann an die britischen Smooth-Jazz-Popper China Crisis, deren 1985er Meisterstück The Flaunt Of Imperfection ja seinerzeit von Steely Dans Walter Becker produziert wurde. »I can’t begin to imagine/A misfortune son hardly makes the time/ Miscast the melody by day, outlast the melody away/I don’t even know«, sinniert Prekop hier beiläufig und macht – nicht ganz Postrock-untypisch – den kreativen Prozess des Songschreibens selbst zum Thema. Seine Finten auf Anhieb zu entschlüsseln, dürfte selbst Muttersprachlern schwer fallen. Aber auch bestimmte Instrumentalparts wie die wundervoll miteinander verzahnten Akustikgitarren-Pickings im Mittelteil des besagten Lieds oder die an frühe Vangelis-Soundtracks erinnernde Analog-Synthesizer-Etüde, im Titelstück dienen hier als Referenzen. Und bei allen Leckerbissen für den gereiften Musiknerd waren The Sea And Cake noch nie so nah dran am Lovesong wie in Monday (»Taking my time not to lose you…«), mit dem das Minialbum leise wummernd ausklingt. Auf ganz unspektakuläre Weise ist dem Quartett so seine bis dato schönste Arbeit gelungen.