Review

Burial

Untrue

Hyperdub • 2010

Vergib mir Vater, ich habe gesündigt. Ich habe die Brillanz des Burial-Debüts so lange verkannt, bis mir die Shuffle-Funktion meines tragbaren Audiogeräts in einer regnerischen Nacht »You Hurt Me« in die Ohren spülte. Seither bin ich auch jenen zahlreichen Jüngern zuzurechnen, die sich von den sphärischen Klängen des britischen Phantoms regelmäßig in die Twilight Zone befördern lassen. Als dann die ersten Snippets für seinen Zweitling auftauchten, war bereits klar, dass »Untrue« nicht nur nahtlos an seinen Vorgänger anknüpfen, sondern diesen gar noch übertreffen würde. Burial spielt hier gerade bei der Integration von Gesangsfetzen, die er immer wieder im Tempo variiert ohne jemals aus dem wummernden 2-Step Takt zu fallen, in einer eigenen Liga. Unfassbar, wie virtuos er ohne den Einsatz eines Sequencers den 4-to-the-Floor Beat von »Raver« mit ungeheuer dichten Klangflächen und wimmernden Gesangslinien kombiniert. Oder wie er mühelos zwischen Euphorie und tiefer Depression alterniert, siehe »Archangel« oder »Homeless«. Wenn es Musik je verdient hatte als cineastisch und transzendent bezeichnet zu werden, dann hier. Überragend, aber mit der hinterhältigen Nebenwirkung, dass es nach diesen 50 Minuten ungeheuer schwer fällt, wieder in die Realität zurückzukehren.

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Burial
Untrue
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