Review

PVT

Homosapien

Felte • 2013

Sollte das auf Warp Records etwa einen fliegenden Wechsel ergeben? Darkstar übernehmen das Ruder für 80s-Synthpop-Entwicklungen und PVT dürfen nach zwei Alben die Segel streichen? Es ist zumindest verwunderlich, dass sie dann auch noch auf einem mir völlig unbekannten Label unterkommen. Doch auch in ihrer neuen Heimstatt arbeiten PVT unbeirrt an dem weiter, was sie auf ihrem letzten Album »Church With No Magic« begonnen haben: den großen Pop-Entwurf der 1980er Jahre für die Jetztzeit. Dafür haben sich die drei Australier erstmals gemeinsam in einer verlassen Villa eingeschlossen. Bislang flogen die Soundschnipsel immer zwischen Sydney (Laurence Pike und Dave Miller) und London (Richard Pike) hin und her. Die nun erlebte Nähe zahlt sich auf dem vierten Album im Guten wie im Schlechten aus. Letzteres ist das Symptomatische von Bandproben. Man trifft sich und spielt rum, probiert und verfällt bei der Entscheidung über die Qualität von Ideen der Euphorie des ersten Moments. Der eigenbrötlerische Schaffensprozess auf voneinander getrennten Kontinenten fehlt, dessen Distanz das Reflektieren und konzentrierte Hinterfragen von Ideen ermöglicht. Wo auf den vergangenen Alben die Ideen und Strukturen klar und konkret waren, messerscharf durch die ständigen Revisionen im stillen Kämmerlein destilliert, scheinen deshalb einige der Titel von »Homosapien« zu ungenau und beliebig – eine schnöde Uptempo-Basslinie bei »Casual Success«, uninspiriertes Synth-Gedudel bei »Cold Romance«, »Shiver« und »Ziggurat«. In anderen Momenten wie »Vertigo«, »Nightfall« und »Evolution« wiederum zeigt sich das Gute dieser neuen Konstellation. Die Songs sprühen vor Dichte und Energie, Pathos und Direktheit. Sie sind die großen Nummern und der große Popentwurf von PVT, in denen alles passt und einen das übermächtige Bild eines retrofuturistischen Utopia ummantelt.

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