Review

Squarepusher x Z-Machines

Music For Robots EP

Warp • 2014

Träumen Androiden von elektrischen Schafen? Die im Titel eines Romans von Philip K. Dick formulierte Frage, die sich später auch Harrison Ford in dessen Verfilmung als »Bladerunner« unweigerlich stellte, ist endlich angekommen. Im Zeitalter von Menschen tötenden Drohnen und Computern, die den Weltmarkt – und so auch unseren Alltag – komplett regeln, ist der finale Schritt die Emotionalisierung eben jener. Tom Jenkinson aka Squarepusher stellt sich dementsprechend die Frage auch, ob es zwangsläufig ein menschliches Moment geben muss, um in der Musik Emotionen zu transportieren. Seine These ist ein fortschrittlich-optimistisches Nein. Und so lässt er auf seiner neuen EP eben Roboter die Musik machen. Nicht so per Mausklick und volldigital. Sondern in echt und ganz mechanisch. Die fünf Kompositionen sind für Roboter geschrieben und von echten Robotern in Handarbeit eingespielt. Dass sich Squarepusher diesen Studienspaß von Zima, einem der ersten Alcopops, der mittlerweile nur noch in Japan vermarktet wird, spendieren lassen hat, ist eine andere Diskussionsebene. Diese zeigt zum einen, dass Redbull mit seiner Strategie Recht behalten hat – und der Mainstream nicht mehr zwangsläufig Zielgruppe Nummer Eins ist – und dass dem Untergrund schlicht das Geld zu solch revolutionären Experimenten fehlt. Doch zurück zu Squarepushers These. Auf kompositorischer Ebene ist Squarepusher mal wieder in Höchstform – selbst wenn man sich fragt, warum er bei dieser technologischen Möglichkeit auf Standardinstrumente zurückgreift und nicht gleich den Wahnwitz einer 56-saitigen Gitarren mitdenkt. Komplexe Pattern, Tremolos für Maschinengewehre, unglaubliches Gitarren- und Basszupfen und massenweise sich harmonisch ergänzende Melodiebögen. »Sad Robot Goes Funny« ist diesbezüglich ein wahres Meisterwerk. Alles sitzt perfekt auf Anschlag. Und genau das fällt auch auf Squarepushers These zurück. Bei aller Perfektion bleibt der Klang mechanisch, statisch und kalkuliert. Fast hört man das Klacken der elektronisch gesteuerten Gelenke und das Zischen der Hydraulik, spürt die Hitze der Schaltkreise. »World Three« scheint sich bei aller Komplexität des Gitarren-Piano-Duetts nicht von der Stelle zu bewegen. »Dissolver« fehlt gerade bei den überschnellen Abschnitten der Fluss des Klangs. Allein in den langsamen Passagen des letzten Titels »You Endless« kann man einen Hauch von Melancholie hören. Squarepushers Robotermusik klingt in der Endkonsequenz dennoch perfekt und leblos. Es bleibt die Aneinanderreihung von Einzelnoten, ein fehlerfrei ausgeführter Algorithmus. Aber eben auch dafür sind große Experimente gut und wichtig: um grandios zu scheitern.