Review

Benoît Pioulard

Sonnet

kranky • 2015

Benoît Pioulard ist ein Meister des Nebensächlichen. Das fängt schon damit an, dass er eigentlich Thomas Meluch heißt, das im Grunde aber ja völlig nebensächlich ist. Das geht damit weiter, dass »Sonnet« bereits sein achtes Soloalbum in neun Jahren ist, nicht eingerechnet seine zwei Alben mit Rafael Anton Irisarri unter dem Namen Orcas – was ist da schon eine neue Platte, wenn nicht nebensächlich? Das endet damit, dass die 14 neuen Stücke das Nebensächliche zum Klingen bringen. Ausgangsmaterial für »Sonnet« (übrigens: eine Gedichtform die, na, wie viel Verse hat? Genau, 14!) bildeten Feldaufnahmen von Klimaanlagen, Vögeln, Heuschrecken und anderen Nebensächlichkeiten des Alltagslebens, die Meluch mit der Gitarre imitierte oder interpretierte, um aus den daraus entstandenen Loops neue Kompositionen zu basteln. Die sind mal ein paar Sekunden oder aber über sieben Minuten lang, wunderschön verhallt und harmlos. »Sonnet« ist ein Album, das sich langsam entfaltet, seine Klänge behutsam schichtet und sich in einem melancholischen Taumel wiegen lässt. »Sonnet« ist wie eine weiche, wollene Decke, die an einem Frühlingsabend den notwendigen letzten Rest Wärme spendet: so nebensächlich, so schön, so schön nebensächlich.