Review

Babyfather

BBF Hosted By DJ Escrow

Hyperdub • 2016

»This makes me proud to be British. This makes me proud to be British. This makes me proud to be British…« Ad infinitum, ad nauseam. Der Pressetext zum Debütalbum des neuen Dean Blunt-Projekts Babyfather schreibt die in drei Tracks quälend oft geloopte Aussage dem Schauspieler Idris Elba zu. Der wurde bereits in einem Blunt-Video mit einer Interview-Passage zitiert, laut welcher ihm die Musik des ehemaligen Hype Williams-Mitglieds zu experimentell sei. Was nun? »BBF Hosted By DJ Escrow« zeigt sich ähnlich abstrus wie jedes andere Blunt-Album auch. Noch dringlicher allerdings als sonst stellt sich die Frage: Was soll das eigentlich? Aber zuerst die Fakten: Die Vorab-Single »Meditation« mit Arca ist eine der drei auf stolze 23 Tracks verteilte gemeinsamen Kollaborationen, dazu gesellt sich eine Zusammenarbeit mit der Klangkünstlerin Mica Levi alias Micachu und der mysteriöse DJ Escrow, der vielleicht als eine Art fiktiver Pirate Radio-DJ die Moderation der Stücke übernimmt. Die beziehen sich eher auf US-Hip Hop in diversen Spielarten als auf den Sound des Hardcore Continuums, über die Blunt mit monotoner oder auf Quasimoto-Level gepitchte Stimme zum Teil völlig auswechselbare und dennoch opake Lyrics rappt. Aber was hat der The Wire-Darsteller und James Bond-Anwärter Elba damit zu tun? Vielleicht ist es gerade die ständige Zuschreibung von schwarzen Stereotypen, die Elba in den Augen einer weißen Mehrheitsgesellschaft einerseits für eine von race-Konflikten geprägten Drogen-Serie, nicht aber als Daniel Craig-Nachfolger taugen lassen – obwohl ihn die Queen in diesem Jahr höchstpersönlich zum Officer of the British Empire ernannte. Vom Projekttitel Babyfather über die Wahl von Hip Hop als Hauptsoundquelle – wie viel bei Blunt selbst produziert und was schlicht als Readymade verwendet ist, bleibt wie immer im Dunkeln – bis hin zum Outro, einem Rant Escrows über gesellschaftliche Segregation und wie Clubkultur als Vorbild für politisches Denken und Handeln fungieren kann, spielt Blunt eine Vielzahl von Stereotypen aus, um sie im selben Moment wieder entgleisen zu lassen. Entweder musikalisch mit Harsh Noise-Einsätzen oder eben mit flammenden Plädoyers, deren Naivität gegen ein von Austerität und immer deutlicher werdendem Rassismus geprägtes Großbritannien hilflos dasteht. Die cool-distanzierte Haltung Dean Blunts ist womöglich nur letzter künstlerischer Ausdruck einer großen identitären Verwirrung. Nicht zwangsläufig Blunts selbst, sondern Großbritanniens als solches. Das ganze Unbehagen einer Kultur, kanalisiert durch 23 ins Nirgendwo laufende Songs. Wer könnte darauf schon stolz sein?