Review

Vivien Goldman

Resolutionary (Songs 1979-1982)

Staubgold • 2016

Manche Musikkritiker wechseln ja nach einer Weile die Seite und machen lieber selbst Musik. Mitunter durchaus erfolgreich, siehe Elvis Costello, Neil Tennant oder Philip Sollmann. Andere tun einfach beides, ohne dass eine der beiden Seiten dabei ernsthaft Schaden nehmen würde. Die britische Musikjournalistin Vivien Goldman kann für sich in Anspruch nehmen, einerseits publizistische und akademische Autorität für Punk, Postpunk und Reggae zu sein und andererseits Bands wie Massive Attack oder Coldcut mit Songs beliefert zu haben. Ihre eigenen Songs in eigenen Interpretationen finden sich auf »Resolutionary«, die das Label Staubgold jetzt erstmalig zusammengetragen hat. Wie ihre Single »Launderette« oder die Aufnahmen mit den Flying Lizards, deren Sängerin sie zunächst war, belegen, kann Goldman nicht nur schreiben, sondern auch singen. Ihre musikalischen Vorlieben äußern sich in Gestalt von Postpunk, in Anleihen von Reggae oder Afrobeat. Der mit wunderbarem britischen Understatement vorgetragene, streng reduzierte Anti-Gewalt-Song »Private Armies« kommt gar inklusive bassbetonter Dub-Version daher – wie die meisten Nummern von Adrian Sherwood produziert – und mit einer praktischen Empfehlung an potenzgestörte Männer: »If you can’t get a hard-on, get a gun!« Den Produktionen ist die Zeit ihrer Entstehung anzuhören, doch das ist überhaupt kein Nachteil. War eine gute Zeit. Offen, entdeckungsfreudig. Wie Vivien Goldman selbst.

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