Review

The xx

I See You

XL Recordings • 2017

Seit ihrem Debüt sind The xx so überfrachtet worden mit Interpretationen und Theorien. Da geriet die Musik mitunter in den Hintergrund. Widmen wir uns am besten doch gleich den Songs auf »I See You« ihrem dritten Album: Gleich zu Beginn wird deutlich, dass sich The xx aus der Ecke traut. »Dangerous« ist ein gewaltiger Popsong, zu dem man auch gut in Clubs tanzen kann. Er startet mit einer Fanfare und kommt mit einem tollen Refrain daher. Die Erfahrungen mit »In Colours« Jamie xx’ Soloalbum sollen auf die beiden anderen Bandmitglieder großen Einfluss gehabt haben. Der Opener könnte das beweisen, geht er doch gleich in die Vollen, ohne die Stärken der Band zu vernachlässigen. Womit wir beim zentralen Thema wären: Können die drei Protagonisten die Erfolgsgeschichte ihres Debüts auf eine Weise fortsetzen, die Sinn machen? »I See You« zeigt sie in guter Form, an vielen Stellen blitzt die Zerbrechlichkeit auf, besonders »Performance« ist ein intimer Song, der mit seiner Dichte zu fesseln weiß. The xx bewegen sich auf einem schmalen Grat, zum einen wollen sie breitenwirksame Popmusik machen, zum anderen leben sie auch von ihrer starken emotionalen Wirkung, die sich am besten entfaltet, wenn die Produktion nicht zu glatt ausfällt. Diese Gratwanderung gelingt den drei Londonern über weite Strecken sehr gut. Mit »Brave For You« werden die alten Sehnsüchte jedenfalls ordentlich bedient, die Freundschaft innerhalb der Band steht als zentrale Aussage hinter dem Konzept des Albums. Wäre der Begriff nicht so abgegriffen, könnte man es »Reife« nennen.