Review

Little Simz

Sometimes I Might Be Introvert

Age 101 • 2021

Die Vergleiche stellen sich von allein ein: Simbiatu Abisola Abiola Ajikawo hat es sich mit der Veröffentlichung ihres vierten Albums »Sometimes I Might Be Introvert« nicht einfach gemacht. Ihre neue Platte als Little Simz erscheint nur wenige Tage versetzt zu den Werken von Kanye West und Drake. Dementsprechend rufen mehrere Kritiker bereits aus, dass nur die britische Rapperin die Fackel des Hip-Hop noch hochhalte. Und so unspektakulär ist es in der Tat: Das Album der 27-Jährigen ist ein groovendes und mehr als eine Stunde langes Meisterwerk des Conscious Rap. Bei den Instrumentals greift Little Simz quer durch die Zeitgeschichte. Während »Protect My Energy« munter mit Disco und Funk arbeitet, wummert »Fear No Man« mit Einflüssen aus dem Afropop. Das macht dieses Album schon weit vielschichtiger als überhaupt viele andere Platten der Gegenwart. Die große Kunst ist dabei, wie Little Simz es schafft, den Laden zusammenzuhalten. »Sometimes I Might Be Introvert« besitzt einen ziemlichen Fluss, fühlt sich in sich geschlossen an. Was auch daran liegt, dass Little Simz in ihen Texten viel persönlicher wird. Introvertiert? Eher weniger. In »I Love You, I Hate You« geht es zum Beispiel um ihre komplizierte Beziehung zu ihrem Vater. Keine Kunstfigur, sondern einfach direkte Empfindungen und Erfahrungen aus der eigenen Biografie. Damit passt dieses Album weit besser in die Gegenwart als eben der verblassende Größenwahn andere Künstler. Schlussendlich ist das nämlich kein Vergleich mehr. Little Simz liegt einfach vorne.