Review

Omar Souleyman

Wenu Wenu

Domino Records • 2013

Diesmal hat mich Kieran Hebden alias Four Tet doch noch neidisch gemacht. Er hat es ernsthaft geschafft den »street level syrian and iranian Dabke«-Künstler schlechthin ins Studio zu locken. Den Mann aus Ra’s al’-Ayn, von dem seit seinem ersten Auftritt auf syrischen Hochzeiten 1996 nur einige Compilations und geschätzte 500 Bootlegs ebenjener Festivitäten existieren. Denn »Wenu Wenu« ist das erste Studioalbum und somit offizielle Debüt des Vokalisten Omar Souleyman und seines Keyboard-Derwischs Rizan Sa’id. Hebdens Verdienst ist vor allem das originalgetreue, quasi-live Einfangen des Duos Souleyman / Sa’id. Es wurde wenige Overdubs eingesetzt. Alles fließt genauso natürlich und dynamisch-harmonisch wie auf den Konzerten. Im Vergleich zu den Compilations wie zum Beispiel »Leh Jani« überrascht »Wenu Wenu« dabei durch Abwechslungsreichtum. Souleyman hat sein Repertoire merklich erweitert. Wo der Titelsong noch im typischen Technogewand daherkommt – einem syrischen Techno samt Bozouki- und Rebab-Attacken (eine langhalsige Laute und eine einseitige Geige) – steigert »Ya Yumma« die Geschwindigkeit und reflektiert fast schon Footwork, über dessen zappelnder Rhythmik die Rebab-Klänge zu Kraftwerk-Referenzen beschleunigt werden. Kreatives Kernstück des Albums ist zweifelsohne »Nahy«, welches zwischen four-to-the-floor und einem wippenden, funky Breakbeat fließt, während Sa’id sich hinter den Keyboards sichtlich an allen Soundquellen austobt, die zwischen seine flinken Finger geraten. Überhaupt ist Sa’id der heimliche Star dieses Albums. Was dieser Mann an Harmonien ausgräbt und über den Beats live zurechtbiegt – auf »Yagbuni« von der Bozouki über Lambada zu Daft Punk und zurück – ist so verrückt, dass man an einem breiten Grinsen und Staunen einfach nicht vorbei kommt.