Die Vorzeichen standen gut: als sich mit A$AP Rocky einer der gehyptesten Rap-Künstler der letzten Monate die Ehre gab, war der Festsaal Kreuzberg selbstverständlich bis auf den letzten Platz ausverkauft und die Stimmung prächtig. Vor dem Eingang gingen die Tickets für über hundert Euro weg und dahinter hatten sich die HipHop-Hipster für eines der größten Highlights des Rap-Sommers 2012 eingereiht. Mit Sicherheit wären noch viel mehr gekommen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Rakim Mayers in einigen Wochen schon wieder das Umland besucht – am 6.7. auf dem Splash! Festival in Ferropolis – ließen irgendwann auch die letzten davon ab, die Dame an der Kasse davon zu überzeugen, dass das ein Fehler sein muss mit der Gästeliste. Drinnen hatte es unterdessen Star Slinger gar nicht nötig, dem Publikum einzuheizen, denn an diesem Donnerstagabend war es auch so schon heiß genug. Der Saal schwitzte, die Luft rauchte und der Mob war mehr als euphorisiert, in heller Vorfreude auf den Jungen aus Harlem.
Was dem Set des hoffnungsvollen Briten folgte – das muss man neidlos anerkennen – war eine Jam der Extraklasse, der nur die folgende Floskel den entsprechenden Tribut zollt: A$AP Rocky und seine Gang brannten auf der Bühne ein regelrechtes Feuerwerk ab, von dem am meisten der Innenraum der Venue profitierte. Dort ging es zu wie leider heutzutage nur noch bei Deichkind oder Frittenbude – die Menschen rasteten komplett aus. A$AP Rocky war gut in Form und sichtlich erfreut darüber, dass ihn das Publikum so bedingungslos feierte. Er kommunizierte viel mit den textsicheren Fans, die stets präsent und zur Stelle waren, wenn der DJ wieder den Fader plötzlich runterzog. Als dieser dann den Beat zur aktuellen Single »Goldie« anstimmte, toppten die Besucher den vorhergehenden Wahnsinn und sprangen, schrien und feierten, als wär es das letzte Mal. Diese Identifikation mit A$AP Rocky ist beeindruckend, wenn nicht gar beängstigend. Nachdem Fans beim Gig in London einen Dieb verfolgten und anschließend verprügelten, als dieser vorher A$AP Rockys Uhr entwendet hatte, merkte man auch hier, dass nicht das Berliner Publikum, sondern seine Anhänger an sich eine Ausnahmestellung einnehmen. Sie meckerten nicht einmal, als er nach einer guten halben Stunde das Konzert beendete und das Publikum zum Tanzen auf die Bühne holte. Als sich A$AP Rocky – frei nach dem Motto »I go all around the world/ fuck different girls« – nach einer weiteren halben Stunde mit einem Dutzend Chicks gen Backstage verschwand, enttäuschte er leider die, die hofften, dass es nach der Tanzeinlage mit der Show noch weitergeht. Dabei standen die Vorzeichen doch so gut.