Exile – »Es begann mit zwei Kassettendecks«

Text mirko
05.01.2012
Foto:Valentin Menedetter
Seine erste Band hatte er gemeinsam mit Aloe Blacc und seither ist er nicht mehr aus der Musikszene Los Angeles’ wegzudenken, hat Beats für Blu, Fashawn, Slum Village produziert und auch Scratches für J Dilla, wie er im Interview erzählt.

Der in Kalifornien aufgewachsene Alec Manfredi gehört mit einigen wenigen Mitstreitern zu den besten MPC Drummern der Welt. Unter dem Namen Exile produzierte er zahllose Beats und kollaborierte mit Künstlern wie Slum Village, Aloe Blacc und Blu. Er tourt gemeinsam mit DJ Day durch die Welt mit ihrer Live MPC Show, bei der man eine neue Sphäre des Sample Schnipseln kennenlernt. Exile kreiert Musik, die in allen Genres zu Hause ist, schön, ungerade und versetzt; ein Pionier der Beatszene von Los Angeles.

Wie lange machst du schon Musik?
Exile: Mein Großvater brachte mir bei Akkordeon zu spielen als ich wirklich jung war, ich glaube so im Alter von 6 Jahren. Es ist also schwer zu sagen, wann man da den Anfangspunkt setzen soll. Ich hatte Musik immer schon im Blut. Mein Großvater, mein Vater, mein Onkel, sie alle spielten Musik und unterrichteten auch in unserem Geschäft – »Manfredi Guitar and Drumstudio«.
Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten lebte ich mit meiner Mutter und hatte die Musik nicht mehr um mich herum. Aber es blieb mir erhalten. Ich entdeckte dann Hip Hop für mich – wir gingen immer zum Rollschuh fahren und da spielten sie elektronische Musik und all das. Und ich war total fasziniert von dem Bass und den Roboterstimmen in der Musik. Einer meiner Nachbarn hatte einen Truck und es machte immer »Boom« wenn er die Straße entlang fuhr. Ich hörte das und wollte wissen was dieses Geräusch war. Eines Tages fand ich es heraus. Als ich LL Cool J und die 2 Live Crew hörte wurde es mir klar…

Wie ging es dann weiter?
Exile: Ich glaube ich war 15 als ich meine ersten Loops mit Kassettendecks machte, aber ich war bereits in der sechsten Klasse am scratchen. Es gelang mir aber erst 1994 Geld mit meiner Musik zu verdienen, indem ich Mixtapes in Geschäften oder vor den Clubs verkaufte. Auf der einen Seite war ein Mixtape Musik, die mir gefiel, Turntablism, und auf der anderen Seite waren das meine eigenen Sachen, von mir und Aloe Blacc. Das war meine erste Band. Wir hatten viele Underground-Tapes. Eines Tages kam ein Fan auf uns zu und wollte eine Pressung auf Vinyl bezahlen. Das passierte dann auch und die Platte wurde in einem großen Radiosender in Los Angeles gespielt. Seitdem haben wir nicht aufgehört Sachen zu machen.

»Ich war immer jemand der mit seinen Fingern Schlagzeug spielte – als ich in der Schule war, legte ich immer meinen Kopf auf den Tisch und spielte mit meinen Fingern, denn so konnte man verschiedene Sounds machen und hören.«

Exile
Du bist ein Meister der MPC – du spielst sie wie ein Drummer. Wie bist du dazugekommen?
Exile: Es begann alles mit den beiden Kassettendecks. Dann erkannte ich, dass es so etwas wie ein 4-Track-Aufnahmegerät gab, auf dem du vier Spuren auf einem Tape aufnehmen konntest. Von da kam ich zur Roland MS 1 – da hast du dann acht. Es ist wie eine MPC, aber du hast nur einen Loop. Ich spielte damit live. Daraus haben wir Platten gemacht – auch mit dem 4-Track haben wir Platten gemacht. Der nächste logische Schritt war die MPC. Ich war immer jemand der mit seinen Fingern Schlagzeug spielte – als ich in der Schule war, legte ich immer meinen Kopf auf den Tisch und spielte mit meinen Fingern, denn so konnte man verschiedene Sounds machen und hören. Das funktionierte sehr gut mit der MPC. Erst nach einer Weile kam ich darauf, die MPC auch live einzusetzen. Das begann bei den Shows mit Aloe Blacc.

Hast du Schlagzeugunterricht genommen?
Exile: Ich glaube, ich hatte insgesamt vier Stunden am Stück. Mit meinem Vater.

War der Schlagzeuger?
Exile: Ja, mein Vater spielte Schlagzeug, aber auch Klavier und Bass und Gitarre, er spielte alles Mögliche. Er hat auch Platten herausgebracht. Er hat eine Single veröffentlicht, die heute eine ziemlich gesuchte Garage Psych-Platte ist. Die Gruppe hieß The Lost And Found und die A-Seite heißt Don’t Move Bro. Das war 1965! Er hatte sich den Bass, den er spielte, selbst gebaut. Ich arbeite gerade daran aus den Sachen meines Vaters etwas zu machen.

Du hast ja auch eine Show mit DJ Day – ihr spielt da beide auf der MPC…
Exile: Ja, er hat auch eine MPC und er ist ein wirklich guter Schlagzeuger, v.a. auf der MPC. Also sagte ich zu ihm, dass wir da was machen sollten. Dann begannen wir ein paar Routines zu üben. Ich habe ihn sehr gedrängt, damit es passiert. Ich dachte mir, es wäre lustig und da wurde dann dieses Projekt daraus. Manchmal wird es ein wenig langweilig, einfach nur aufzulegen. Das war auch einer der Hauptgründe, weshalb ich anfing, live mit der MPC zu spielen, einfach um es interessanter für mich zu machen.

Was inspiriert dich heutzutage musikalisch?
Exile: Jay Electronica, wenn es zu den Raps kommt. Er verkörpert einfach alles, was ich an einem MC mag. Er ist ein faszinierender Typ. Er ist in der Lage, Emotionen in die Raps einzuarbeiten, doch dabei weiterhin wie ein richtiger MC rüberzukommen. Die Möglichkeit mit neuen Künstlern zu arbeiten, inspiriert mich. Den Künstlern und den Dingen näherzukommen, von denen ich als kleines Kind geträumt hatte. Viele dieser Dinge sind für mich wahr geworden und das ist wirklich faszinierend.

Hast du eigentlich mal was mit J Dilla gemacht?
Exile: Ich hab mal Scratches auf einem Song von J Dilla gemacht! Für die Jaylib Japan Version mit Ta’raach. Say It ist der Name des Songs. Er hatte diesen einen Beat von mir, auf dem er rappen wollte, aber das passierte dann nicht – er starb vorher. Wenigsten konnte ich noch die Scratches für ihn machen. Das war eine Ehre.

Track: J Dilla – Say It feat. Ta’Raach & Exile